Käfigeinrichtung und Zubehör für Vögel

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203110Der größte Käfig ist nicht artgerecht, wenn er nicht den Bedürfnissen der Tiere entsprechend eingerichtet ist. Hier findet ihr Informationen darüber, was in einen artgerechten Vogelkäfig gehört und was nicht.

Sitzmöglichkeiten
Die meisten Sitzstangen sollten einen Durchmesser haben, bei dem sich die Vogelkrallen fast, aber nicht ganz berühren. Es können auch zusätzlich geringfügig dickere und dünnere Stangen angeboten werden, so trainiert man den Vogelfuß und gibt den Tieren die Möglichkeit, sich eine Stange mit dem für sie am angenehmsten empfundenen Durchmesser auszusuchen. Außerdem verhindern unterschiedliche Durchmesser Sohlengeschwüre, die leicht entstehen, wenn der Fuß durch genormte Sitzstangen immer an den gleichen Punkten belastet wird.

Sitzstangen aus Plastik
Plastiksitzstangen werden meistens mit neuen Käfigen mitgeliefert. Man sollte diese so schnell wie möglich austauschen. Glatte Plastiksitzstangen bieten keinen guten Griff und sind unbequem für die Vögel. Die Rillen auf anderen Plastikstangen sind zudem zu scharfkantig und verursachen kleine Verletzungen am Vogelfuß, aus denen Sohlengeschwüre entstehen können. Außerdem gibt es Plastikstangen nur in genormten Standardgrößen.

Sitzstangen aus Beton/Zement
Sitzstangen aus Beton bzw. Zement werden als «Pedikürestangen» zur Krallenpflege verkauft. Sie sind allerdings ungeeignet, da die Oberfläche zu rau und zu hart ist, was Sohlengeschwüre begünstigt. Sie gelten daher als tierschutzwidriges Zubehör. Ein Vogel mit zu starkem Krallenwachstum hat meistens ein gesundheitliches Problem (z. B. einen Leberschaden), gesunde Vögel bekommen auch ohne solche Stangen keine zu langen Krallen.

Sitzstangen aus sandbeschichtetem Hartholz oder mit Sandpapierüberzügen
Hier gilt das Gleiche wie für Sitzstangen aus Beton bzw. Zement: Es handelt sich tierschutzwidriges Zubehör.

Sitzstangen aus Holz
Sitzstangen aus gedrechseltem Hartholz
Gedrechselte Holzsitzstangen, wie sie auch mit machen Käfigen geliefert werden, haben meistens nur einen einzigen Durchmesser. Da aber Stangen mit geringfügig verschiedenen Durchmessern angeboten werden sollten, sollte man sie zumindest mit Naturästen kombinieren. Außerdem bieten sie kaum Nagemöglickeiten.

Naturäste
Naturäste sollten den größten Anteil der Sitzstangen ausmachen. Diese sind für die Vögel bequem, bieten zusätzlich Nagemöglichkeiten und es gibt sie mit jedem beliebigen Durchmesser. Man kann diese Äste selbst sammeln, dann muss man aber darauf achten, dass die Bäume ungiftig und ungespritzt sind und nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen stehen. Die Äste werden vor der Verwendung unter heißem Wasser abgebürstet und dann komplett mit Rinde im Käfig angebracht.
Geeignete Hölzer sind:
  • Alle Obstbäume
  • Ahorn
  • Bambus (nicht ausschließlich, da glatt)
  • Birke
  • Erle
  • Haselnuss
  • Heidelbeere
  • Lärche
  • Linde
  • Ulme
  • Vogelbeere
  • Weide
Ob ungiftige Nadelhölzer (z. B. Kiefer) verwende werden sollten, wird kontrovers diskutiert. Durch den hohen Anteil an ätherischen Ölen können sie schleimhautreizend wirken. Außerdem kann das austretende Harz das Gefieder verkleben.

Andererseits verwenden viele Vogelhalter und -züchter Nadelhölzer ohne negativen Folgen. Im Zweifelsfall sollte man kein Risiko eingehen und besser auf garantiert unbedenkliche Hölzer zurückgreifen.

Egal, für welche Äste man sich entscheidet, für alle gilt, dass sie in regelmäßigen Abständen gegen frische ausgetauscht werden sollten.

Seilsitzstangen
Es gibt im Fachhandel extra Seilsitzstangen für Vögel.Man kann aber auch ohne weiteres Meterware aus dem Baumarkt verwenden. Wichtig ist nur, dass das Seil aus Naturfasern wie Baumwolle, Sisal oder Hanf besteht und fest geflochten ist. Ist das Seil zu locker geflochten, können die Vögel mit den Krallen daran hängen bleiben und sich so ernsthaft verletzen. Bei stark nagenden Vögeln (z. B. Großpapageien) sollte man auf Seile besser ganz verzichten, da beim knabbern aufgenommene Fasern zu ernsten Verdauungsproblemen führen können.

Schaukeln
Schaukeln sind vor allem beliebt, weil sie oft den höchste Platz im Käfig darstellen. Eine auf der selben Höhe angebrachte Sitzstange wäre genauso beliebt. In den wenigsten Fällen sitzen die Vögel viel auf Schaukeln, weil sie das Schaukeln genießen. Will man trotzdem Schaukeln anbieten, gilt für das geeignete Material das Gleiche wie bei Sitzstangen. Zusätzlich sollte man beachten, dass die Seitenteile aus Metall mit eventuell gesundheitsschädlichen Beschichtungen bestehen können. Es gelten die gleichen Kriterien wie bei Käfigstäben.

Sitzbretter
Besonders bei Sittichen sind Sitzbrettchen beliebt. Diese kann man aus Vollholz selbst bauen oder (in der Nagerabteilung) im Zoofachhandel kaufen. Gerade für behinderte Vögel (etwa Wellensittiche mit einseitiger Beinlähmung durch leider häufig vorkommenden Nierentumore) bieten diese Brettchen einen bequemen Sitzplatz. Aber auch gesunde Vögel nutzen sie gerne. Für in Höhlen schlafende Vogelarten wie Agaporniden, die manchmal in ihrem Schlafkasten unbedingt brüten wollen, sind Sitzbrettchen auch ein guter Ersatz für die Schlafhöhle.

Spielzeug
Spielzeug wird vor allem von Papageien und Sittichen benutzt. Kanarienvögel oder Prachtfinken beachten es dagegen normalerweise kaum. Man sollte immer beobachten, ob die Vögel das Spielzeug wirklich benutzen. Tun sie das nicht, nimmt es nur Platz im Käfig weg. Leider findet sich unter typischen Vogelspielzeug viel ungeeignetes oder sogar gefährliches Zubehör.

Artgerechtes Spielzeug
Geeignetes Spielzeug:
  • Besteht aus ungiftigen Naturmaterialien
  • Splittert nicht beim Zerbeißen
    Vorsicht besonders bei Plastik‐ und Acrylspielzeug für Großpapageien
  • Zieht keine Fäden, an denen sich die Vögel strangulieren oder Gliedmaßen abschnüren können
  • imitiert keine Nistgelegenheiten, was den Zuchttrieb unnötig anheizen würde (etwa sogenannte Kuschelhöhlen für Papageien)
Beliebt sind Gitterbällchen, Glöckchen (hier auf ungiftige Metallbeschichtung achten und bei Anzeichen von Rost entsorgen!), Korkplatten und -röhren, hängende halbierte Kokosnussschalen (werden allerdings von Kanarien und Prachtfinken auch gern als Nistgelegenheit interpretiert), Weidekugeln, Holzspielzeug zum Benagen etc.

Völlig ungeeignetes Spielzeug
Beispiele für ungeeignetes Vogelspielzeug:
  • Spiegel
    Vögel erkennen sich nicht im Spiegel. Der vermeintliche Vogelpartner wird mit hochgewürgten Futter gefüttert und angebalzt. Dieses vergebliche Partnerfüttern ohne «Rückmeldung» kann zu Kropfreizungen führen. Dieses Problem besteht besonders bei Papageienvögeln, aber keiner Vogelart sollte ein Spiegel angeboten werden.
  • Plastikvögel
    Hier treten die gleichen Probleme auf wie bei Spiegeln.
Futter und Wassernäpfe
Gut geeignet sind Futternäpfe aus Edelstahl oder Kunststoff, die im Käfig ans Gitter gehängt werden.

Eine weitere Möglichkeit ist die Bodenfütterung in einem genügend großen Gefäß, was der natürlichen Ernährungsweise vieler Vogelarten, die in Freiheit ihr Futter in Bodennähe suchen, am nächsten kommt. Zu beachten ist, dass das Gefäß nicht unter Sitzästen platziert wird, um eine Verschmutzung zu vermeiden.

Futternäpfe, die von außen an den Käfig gehängt werden, sind ungeeignet bis gefährlich. Erstens finden viele Vögel sie schwer, zweitens lagern sich die Spelzen auf dem Futter ab und verdecken es bald, und drittens versuchen manche Vögel sich durch diese vermeintliche Öffnung ins Freie zu zwängen. Im schlimmsten Fall bleibt der Vogel stecken und erstickt.

Bodenfütterung bei Kanarienvögeln (Bild: Nienor)Futterspender neigen zum Verstopfen und verführen dazu, sie zu selten zu säubern. Wasserspender sind dagegen praktisch, müssen aber mindestens einmal täglich gereinigt werden, auch wenn sie noch Wasser enthalten. Es müssen immer genügend Futterplätze vorhanden sein, damit alle Vögel gleichzeitig fressen können.

Vogelgerechte Beleuchtung
Die meisten in Gefangenschaft gehaltenen Vogelarten kommen aus tropischen Gebieten und bekommen gerade im Winter in der Wohnung zu wenig Sonnenlicht ab. Außerdem können Vögel UV‐Licht erkennen, was sie zur Erkennung von Partnervögeln oder Nahrungsmittel nutzen. Eine Beleuchtung mit geeignetem UV‐Anteil kann deshalb sinnvoll sein. Normales Glühbirnenlicht enthält zu geringe UV‐Anteile, daher gibt es im Fachhandel spezielle Lampen mit einem geeigneten Lichtspektrum. Diese Lampen werden als «Vogellampen» (z. B. Arcadia BirdLamp©). Dabei muss aber beachtet werden, dass diese Lampen nur bis zu einer Entfernung von ca. 50 cm messbare Mengen an UV‐Licht abstrahlen. Die Lampe ist also nur sinnvoll, wenn sie direkt neben dem bevorzugten Sitzplatz der Tiere installiert wird.

Eine weitere Besonderheit ist, dass Vögel mehr Bilder pro Sekunde wahrnehmen als Menschen. Leuchtstoffröhren leuchten nicht kontinuierlich, sondern gehen dauernd schnell an und aus. Vögel können dieses Flackern sehen. Sie müssen sich bei solcher Beleuchtung fühlen wie in der Disco. Daher sollte bei einer Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren – auch Vogellampen gibt es auch in dieser Ausführung – ein Vorschaltgerät angebracht werden, das dieses Flackern verhindert.


Einstreu
Vogelsand, Sand und Sandpapier
Vogelsand gilt als der Klassiker am Boden des Vogelkäfigs, ist aber nicht der beste Bodenbelag. Vögel brauchen keinen Sand, nur den darin enthaltenen Grit (Magensteinchen). Dieser kann aber auch in einem Futternapf angeboten werden. Kranke Vögel neigen manchmal dazu, vermehrt Sand zu fressen, was zu ernsten Verdauungsstörungen führen kann. Grit ist auch bei vermehrten Verzehr unbedenklich, Sand sammelt sich dagegen im Kropf an, zieht Flüssigkeit an und verklebt.

Völlig ungeeignet ist Sandpapier. Das Papier ist beim Verschlucken gesundheitsschädlich und – wie auch bei sandbeschichteten Sitzstangenüberzügen – kann es zu Sohlengeschwüren kommen, wenn sich die Vögel viel auf dem Käfigboden aufhalten.

Pflanzliche Einstreu
Geeignet ist Buchenholzgranulat, Hanfeinstreu, Korkschrot und Holzpellets. Diese Einstreu ist leicht, saugfähig und wird von den Vögeln gerne beknabbert und durchwühlt. Sie ist allerdings nicht ganz preiswert. Zusätzlich muss unbedingt ein Napf mit Grit angeboten werden!

Papier
Papier lässt sich leicht und schnell wechseln und ist günstig. Man kann Küchenpapier oder auch ganz normales Zeitungspapier verwenden. Druckerschwärze ist heutzutage nicht mehr giftig. Papier lässt sich zwar beknabbern, aber nicht so gut durchwühlen wie pflanzliche Einstreu.

Zusätzlich muss unbedingt ein Napf mit Grit angeboten werden!

Tierschutzwidriges und ungeeignetes Zubehör
Auch wenn oben im Text zum Teil schon darauf eingegangen wurde, noch einmal in Kurzform:
  • Sitzstangen aus Plastik, Beton oder mit Sandüberzug
    ⇒ begünstigen Sohlengeschwüre
  • Sandpapierröllchen für die Sitzstangen
    ⇒ begünstigen Sohlengeschwüre
  • Sandpapier als Bodenbelag
    ⇒ begünstigt Sohlengeschwüre
    ⇒ schädlich beim Verschlucken
  • Spiegel, Plastikvögel und anderes einen Vogelpartner imitierendes Spielzeug
    ⇒ führt zu Verhaltensstörungen
    ⇒ begünstigt besonders bei Papageienvögeln Kropfentzündungen
  • Spielzeug mit Fäden
    ⇒ Strangulationsgefahr
  • Plastik‐ oder Acrylspielzeug für Großpapageien, die es zerbeißen können
    ⇒ innere Verletzungen
  • Spielzeug zum Hineinschlüpfen (Kuschelhöhlen) für Höhlenbrüter
    ⇒ stimuliert den Bruttrieb
  • Leuchtstoffröhren ohne Vorschaltgerät als Beleuchtung
    ⇒ flackern sichtbar für Vögel
  • Außenfutternäpfe
    ⇒ schwer zu finden,
    ⇒ Vogel kann sich hineinzwängen
 
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