Integration von Farbratten

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Ratten sind sehr soziale, aber leider auch recht kurzlebige Nagetiere. Früher oder später steht jeder Halter, der nicht nach der ersten Generation Ratten mit der Haltung aufhören möchte, vor der Situation, dass er neue Tiere in seine Gruppe integrieren muss. Da Ratten sehr rudel‐ und revierbewusste Tiere sind, kann man neue Tiere nicht einfach zu den alteingesessenen in das Gehege stecken und die Tür schließen. Fremde Ratten im eigenen Revier werden von Ratten in der Regel vehement verjagt und verbissen. Im schlimmsten Fall endet so ein Vorgehen daher mit dem Tod eines oder mehrerer Tiere.

Will man sein Rudel erweitern, so muss man die Ratten richtig integrieren. Die Tiere müssen sich aneinander gewöhnen. Sie müssen sich kennen und dulden lernen, eine Beziehung zueinander aufbauen und als Rudel zusammen wachsen. Nur so können sie später friedlich als Rattenrudel zusammen leben.

Im Gegensatz zu anderen Nagerarten ist die Rattenintegration recht zeitaufwändig und verlangt einiges an Durchhaltevermögen vom Halter. Tägliche Treffen, die in der späteren Phase mehrere Stunden andauern sollten, sind Pflicht, will man die Tiere möglichst schonend aneinander gewöhnen. Und weil Ratten auf fremde Artgenossen aggressiv reagieren können, ist oftmals Fingerspitzengefühl gefragt. Dennoch sind Rattenintegrationen kein Hexenwerk. Wenn man sich als Halter mit dem Verhalten seiner Tiere beschäftigt, einfühlsam mit ihnen umgeht und sich an einen Leitfaden zur Rattenintegration hält, so kann auch ein Anfänger in Sachen Integration seine Tiere erfolgreich zusammenführen. Und schlussendlich stand jeder langjährige Halter einmal vor seiner ersten Integration – und hat es gepackt.

Vorbereitungen
Rattensuche
Will man sein Rudel erweitern, so steht man zunächst einmal vor der Frage, welche Tiere man aufnehmen und integrieren sollte. Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, sie richtet sich vor allem danach, wie groß das entstehende Rudel sein soll, welches Alter die alteingesessenen Ratten haben und auch, um welches Geschlecht es sich handelt.

Grundsätzlich gilt: Zu Weibchen sollte man Weibchen integrieren und zu Böckchen andere Böckchen. Anderenfalls werden sich die Tiere unkontrolliert und ziemlich schnell vermehren und man hat bald mehr Ratten, als einem lieb ist. Zu beiden Geschlechtern können kastrierte Böckchen integriert werden. Allerdings sollte man davon absehen, Böcke nur deswegen zu kastrieren, damit man sie zu Weibchen setzen kann. Kastrationen sind Operationen, die auch mit Schmerzen und Risiken verbunden sind. Immer wieder sterben Nager an vorher leider nicht erkennbaren Problemen in der Narkose. Wenn ein Böckchen keine Probleme mit den Hormonen hat und nicht nur kastriert mit anderen Ratten zusammen leben kann, so sollte man ihm lieber die Operation ersparen. Es gibt allerdings viele Tierschutzvereine, die pauschal alle männlichen Tiere kastrieren – darunter auch Ratten – um eine Vermehrung mit den von ihnen vermittelten Tieren zu vermeiden. Es spricht nichts dagegen, bereits kastrierte Tiere aus dem Tierschutz aufzunehmen und sie zu den eigenen Tieren – Weibchen wie Männchen – zu integrieren, denn auch sie haben ein artgerechtes Zuhause verdient.

Ist die Sache mit dem Geschlecht geklärt, so stellt sich die Frage nach dem richtigen Alter. Generell gilt, dass es in Kleinstrudeln von drei Tieren am besten ist, wenn alle Tiere gleich aktiv sind. Dies ist meist der Fall, wenn alle Tiere gleich alt sind. Sind die Rudel größer, so kann man eine Altersdurchmischung anstreben. Solang jedes Tier mindestens ein bis zwei gleichaktive Tiere um sich hat, werden diese Gruppen gut harmonieren. Will man also zum Beispiel zu seinen drei einjährigen Ratten drei neue Tiere integrieren, so kann man mit gutem Gewissen auch Jungtiere ab 12 Wochen zum Rudel dazu gesellen. Man kann aber genauso gut gleichalte oder ältere Tiere dazu holen. Was nicht zu empfehlen ist, ist die Integration von Jungtieren zu einzelnen, sehr alten, bereits körperlich angeschlagenen Ratten. Die Jungtiere, die noch sehr viel toben und spielen, können dem alten Tier, das eher ruhen und kuscheln will, nicht die Gesellschaft geben, die es braucht. Nicht selten fangen die Jungtiere auch an, das alte Tier zu mobben. Daher ist es für einzelne alte Tiere immer besser, wenn zumindest (einige) erwachsene Tiere integriert werden und nicht (nur) ganz junge Hüpfer. Im gut altersdurchmischten Rudel können Jungtiere und Rentner dann deutlich besser harmonieren, als wenn es nur beide Extreme hätte.

Integrationsalter
Ratten entwickeln ihr Rudel‐ und Revierbewusstsein im Alter von ca. acht bis zwölf Wochen. Wann genau, hängt von der individuellen Entwicklung der Tiere ab. Wann die Jungtiere also «reif» für die Integration zu erwachsenen Ratten sind, ist daher nicht pauschal zu sagen. Will man auf Nummer sicher gehen, so wartet man mindestens bis zum Alter von 12 Wochen.

Man kann allerdings die Tiere auch gut beobachten. Das Spiel der Jungtiere wird mit der Zeit nach und nach von richtigen Rangordnungsklärungen ersetzt. Der für das Spiel typische Rollentausch, sodass jeder einmal über‐ und unterlegen ist, wird seltener. Eventuell fangen sie auch an, das Fell bei kämpferischen Interaktionen aufzustellen (siehe Verhaltensweisen während der Integration). Sie beginnen, sich gegenseitig richtig zum unterwerfen und fixieren den Unterlegenen auch auf dem Rücken. Generell wirkt das Ganze weniger spielerisch entspannt als wirklich ernst.

Wenn die Jungtiere diese Entwicklungsphase hinter sich haben und eine Rangordnung unter sich ausgemacht haben, sind sie auf jeden Fall reif für eine Integration mit ausgewachsenen Ratten. Eine frühere Integration ist nicht zu empfehlen, da diese gefährlich für die Jungtiere ist. Weil sie selbst noch ein nicht komplett entwickeltes Rudel‐ und Revierbewusstsein haben, kann es sein, dass sie Verhaltensweisen der ausgewachsenen Ratten falsch als Spiel interpretieren und sich entsprechend auch falsch verhalten. Dies kann Ernstkämpfe provozieren, bei denen Jungtiere, die den ausgewachsenen Ratten in der Regel körperlich deutlich unterlegen sind, den Kürzeren ziehen. Mit Glück sind sie nach einer solchen Konfrontation nur verwirrt oder verstört. Mit Pech wurden sie schwer bis tödlich verletzt. Daher sollte man mit Jungtieren wirklich warten, bis sie alt genug sind, um das Verhalten fremder Ratten während einer Integration auch zu verstehen.

Integrationskäfig und Auslauf
Da man neue Ratten nicht einfach zum eigenen Rudel in den Käfig setzen kann, ist es notwendig, dass man für Neuankömmlinge einen Integrationskäfig aufstellt. Dieser wird für die nächsten Wochen das neue Zuhause des Rudelzuwachses.

Ein Integrationskäfig kann grundsätzlich kleiner sein als der Rudelkäfig, sollte aber die geltenden Mindestmaße (siehe Rattenkäfig und Einrichtung) nicht unterschreiten. Rattenintegrationen können einige Wochen dauern und in dieser Zeit sollten auch die Neuankömmlinge in einem artgerechten Gehege untergebracht werden können.

Auch ein Integrationskäfig muss den gängigen Mindesmaßen entsprechend. (Bild: Nienor)Den Integrationskäfig stellt man idealerweise nicht in dem Zimmer auf, in dem das Stammrudel lebt. Ist dies nicht möglich, so sollten beide Gehege so weit auseinander stehen, wie es nur möglich ist. Das Zentrum des Rattenreviers ist das Gehege, in dem die Ratten die meiste Zeit des Tages verbringen. Es hört allerdings nicht direkt am Gitter auf, sondern geht noch weiter. Stellt man Ratten Gitter an Gitter, so überschneiden sich die Reviere und es kann zu aggressiven Auseinandersetzungen an den Gittern kommen. Die Tiere laufen mit aufgestelltem Fell und oft wie auf Stelzen am Gitter entlang und fauchen sich gegenseitig an. Zum Teil kommt es auch zu Attacken in Richtung Gitter. Können sie das Gegenüber erreichen, so kann es zu Bissverletzungen kommen. Auf diese Art und Weise können sich Aggressionen aufstauen, die sich dann beim ersten Treffen entladen. Ein Kampf ist dann oft vorprogrammiert. Um diese negative Beeinflussung zu vermeiden, sollte möglichst kein derartiger Kontakt vorher stattfinden. Wie nah ein Integrationskäfig am Rudelkäfig stehen darf und problemlos geduldet wird, ist individuell von jedem einzelnen Tier abhängig. Auch die neuen Ratten können enorm auf das Stammrudel reagieren. Es ist nicht ratsam, da erst einmal herum zu probieren und den Käfig notfalls später weiter weg zu stellen. Besser ist es wirklich, von Anfang an die größtmögliche Distanz zu wählen und direkt auf Nummer sicher zu gehen.

Selbstverständlich sollten auch die neuen Ratten Auslauf genießen. Dieser sollte idealerweise nicht dort stattfinden, wo auch das Stammrudel seinen Auslauf erhält. Wie bei der Gitter‐an‐Gitter‐Situation kann dies Aggressionen schüren. Der Auslauf gehört zum Revier der Ratten, auch wenn er oft nicht ganz so vehement verteidigt wird wie das Gehege als Herzstück des Reviers. Dennoch gehört er zum Revier und wird markiert. Auch die neuen Ratten werden im Auslauf markieren und so ihren Geruch hinterlassen. Darauf wird das Stammrudel reagieren. In der Regel suchen sie die fremden Ratten, um sie aus dem Revier zu vertreiben, und markieren ihr Revier neu. Zum Teil kann es aber auch dazu kommen, dass sich die aufgebaute Spannung im Rudel selbst entlädt und es zu Kämpfen im eigentlich gefestigten Rudel kommt. Und auch auf das erste Treffen mit den neuen Ratten kann sich je nach Charakter der Tiere ein solcher Geruchskontakt im Auslauf negativ auswirken.

Selbiges gilt für das Austauschen von Gegenständen zwischen den Rattengruppen. Dies wurde früher häufig als Vorbereitung für das erste Treffen empfohlen. Es gibt natürlich Ratten, die den Geruch fremder Ratten im eigenen Revier dulden, die meisten regen sich aber sehr auf und es kann das erste Treffen negativ beeinflussen. Daher ist davon abzuraten. Nötig ist es nicht.

Quarantäne und Eingewöhnung
Es besteht immer die Gefahr, dass man sich mit neuen Tieren Parasiten und Krankheitserreger ins Haus holt. Diese können sich die Ratten auch auf dem Weg von alten ins neue Zuhause einfangen. Daher ist es wichtig, dass man neue Tiere nicht sofort mit den alteingesessenen in Kontakt kommen lässt. Zu empfehlen ist eine «Integrationsquarantäne» von mindestens 2 Wochen. Dies gilt auch für den indirekten Kontakt über den Menschen. Daher sollte man, wenn man von der einen zur anderen Gruppe geht, den Pulli wechseln und die Hände waschen. So verschleppt man auch nicht den Geruch zwischen den Gruppen, was wie oben erwähnt Aggressionen schüren könnte (siehe Integrationskäfig und Auslauf).

Kommen die Tiere aus schlechter oder medizinisch kaum betreuter Haltung, so ist es empfehlenswert, die Tiere einige Tage nach dem Einzug einem Tierarzt vorzustellen und gründlich untersuchen zu lassen. Dazu gehört auch eine Untersuchung auf Ekto‐ und Endoparasiten. Um letztere durchführen zu können, sollte man bereits zuhause einige Tage Kot sammeln und diesen mitbringen. Parasitenbestandteile und Eier/Zysten werden nicht gleichmäßig mit dem Kot ausgeschieden, sondern es gibt gewisse Zyklen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Einzelprobe negativ getestet wird, obwohl die Tiere mit Parasiten befallen sind, recht hoch. Durch das Sammeln von Kot über einen längeren Zeitraum erreicht man bei einem negativen Ergebnis eine höhere Sicherheit, dass die Tiere auch wirklich frei von Parasiten sind. Da Ratten in letzter Zeit häufig durch eine Infektion mit Giardien aufgefallen ist, sollte unbedingt ein entsprechender Test gemacht werden. Dieser ist leider (noch) nicht Standard.

Kommen die Tiere zum Beispiel von seriösen Rattennothilfen, so wurden sie in der Regel auf Parasiten getestet und wenn nötig behandelt. Diese Information erhält der Halter spätestens bei der Übergabe. In einem solchen Fall ist die erneute Untersuchung nicht nötig, sofern die Tiere nicht auffällig sind. Dennoch sollte man nicht direkt mit der Integration beginnen. Ein Umzug ist immer Stress für die Tiere. Sie verlassen ihr bekanntes Revier, werden transportiert und finden sich am Ende in neuer Umgebung wieder. Alles riecht neu, die Umgebungsgeräusche sind anders, ein anderer Mensch kümmert sich um sie. Bevor die Integration startet, sollten die Tiere Zeit haben, sich einzugewöhnen und den Stress des Umzugs zu verdauen. In dieser Zeit werden auch allfällige Erkrankungen deutlich, die sie sich beim Transport eventuell eingefangen haben.

Die Zeit der Eingewöhnung und Quarantäne kann man gut nutzen, um die neuen Tiere kennen zu lernen und sie an sich zu gewöhnen (siehe Farbratten zähmen). Sind sie nicht zahm und ist auch nicht damit zu rechnen, dass sie es bis zum geplanten Start der Integration werden, weil sie sehr scheu sind, so sollte man sie an ein «Taxi» gewöhnen. Dies tut man, indem man sie trainiert, in eine Transportbox, ein Haus mit Boden, eine Röhre oder einen Karton zu steigen, um in den Auslauf getragen zu werden. So kann man die Tiere dann später problemlos zu den Integrationstreffen und wieder zurück in ihren Integrationskäfig bringen.

Gegenseitiges Beschnüffeln dient dem Kennenlernen. (Bild: Nienor)Verhaltensweisen während der Integration
Einander fremde Ratten werden sich beschnüffeln, vor allem in der Anogenitalregion aber auch am ganzen Körper. Sie sammeln so wichtige Informationen über jedes einzelne Individuum (siehe auch Ratten sind Rudeltiere). Besonders intensiv werden in der Regel Kastraten beschnüffelt, insbesondere dann, wenn die schnüffelnde Ratte vorher keinen Kontakt zu Kastraten hatte. In der Natur kommen Kastraten schlicht nicht vor und es ist möglich, dass Ratten dieses neue «dritte Geschlecht» nicht so recht einordnen können.

Im schlimmsten Fall kann es vorkommen, dass andere Böckchen den Kastraten eher in die «Weibchenschublade» stecken, ihm dauerhaft die Nase unter den Hintern schieben und ihn berammeln wollen, wie sie es bei einem Weibchen tun würden. Wenn sich dieses Verhalten nicht legt, indem sich der Kastrat beispielsweise zur Wehr setzt oder die Böckchen verstehen, dass es sich doch nicht um ein Weibchen handelt, kann die Integration daran scheitern. Es wäre einfach zu viel Stress für den Kastraten, ständig derart belagert zu werden. Dann ist es vielleicht sinnvoller, keinen Kastraten in diese Böckchengruppe zu integrieren.

Auf neutralem Boden kommt es häufig vor, dass sich Ratten zu einem «Kuschelhaufen» zusammen legen. Dies sollte keinesfalls überbewertet und als Zeichen gedeutet werden, dass bereits alles prima läuft und die Tiere sich bestens verstehen. Ratten sind neophobe Tiere, die in fremder Umgebung die Sicherheit in der Gruppe suchen. Es handelt sich eher um einen «Stresshaufen». Fremde Artgenossen werden dabei häufig einfach geduldet, was nicht bedeutet, dass sie generell in der Nähe der Gruppe geduldet werden. Tiere, die beim ersten Treffen kuschelten, können sich bereits beim zweiten Treffen, wenn sie sich an die neue Umgebung gewöhnt haben, gegenseitig beißen.


Stress‐Kuschelhaufen – hier machte einer der Albinos später Stress. (Bild: Nienor)Stress‐Kuschelhaufen – hier machte einer der Albinos später Stress. (Bild: Nienor)Stress‐Kuschelhaufen – hier machte einer der Albinos später Stress. (Bild: Nienor)Stress‐Kuschelhaufen – hier machte einer der Albinos später Stress. (Bild: Nienor)
Bei den ersten Treffen mit fremden Artgenossen stellen viele Ratten ihr Fell auf. Unter Rattenhaltern heißt dieses Verhalten «Plüschen» oder «Borsteln». Insbesondere bei Ernst gemeinten kämpferischen Interaktionen ist dieses Fellaufstellen zu beobachten und damit ein gutes Unterscheidungsmerkmal zwischen Spiel und Ernst. Allerdings stellen nicht alle Ratten ihr Fell auf, sodass glattes Fell keine Garantie für Spielverhalten ist. Möglicherweise wollen Ratten durch das Aufstellen des Fells größer erscheinen, als sie tatsächlich sind. Auf jeden Fall ist es für den Halter ein gutes Zeichen, dass die Ratte es Ernst meint und gut beobachtet gehört.


Plüschendes Weibchen (Bild: Nienor)
 Plüschendes Böckchen (Bild: Nienor)
Plüschende Ratten laufen häufig wie auf Stelzen und oft seitlich auf andere Ratten zu. Sie versuchen so eine Reaktion zu provozieren. Es empfiehlt sich, bei den ersten Integrationstreffen zwar eine solche Annäherung, aber keine darauf folgende Interaktion zu erlauben. Lieber mit der Kehrschaufel beide Tiere trennen und so einen Ernstkampf mit Bissverletzungen verhindern.


Eine mögliche Reaktion auf eine seitliche Annäherung auf Stelzen ist wie bereits erwähnt ein Ernstkampf. Die Tiere versuchen sich gegenseitig zu beißen und «knäulen» regelrecht. Dabei fliegt häufig Fell, die Tieren können sich aber auch bewusst durch die Zähne und unbewusst durch Krallen zum Teil schwer verletzen. Oft schreien sie dabei auch. Beendet wird dieser Kampf, indem ein Tier wegrennt. Idealerweise greift man als Halter aber vorher ein. Es sollte nicht zu derartigen Kämpfen kommen und wenn doch, sollten die Kontrahenten möglichst sofort wieder getrennt werden, um die möglichen Verletzungen möglichst gering zu halten.

Eine weitere Reaktion auf die seitliche Annäherung auf Stelzen ist Aufstellen in eine Art «Boxerstellung»: Die Tiere stehen sich auf den Hinterbeinen gegenüber und haben das Maul geöffnet. Zum Teil kann man ein leises Hauchen wahrnehmen. Dies lässt vermuten, dass sich die Tiere per Ultraschall anschreien. Teilweise kommt es in einer solchen Situation zu einem Handgemenge. Beendet wird die Situation durch einen Ernstkampf oder durch das Abdrehen und Weggehen oder Wegrennen eines der Tiere. Die Boxerstellung kann auch einen Ernstkampf beenden.

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Die seitliche Annäherung auf Stelzen kann vom anderen Tier auf gleiche Art und Weise beantwortet werden. Es kann dann vorkommen, dass zwei Tiere regelrecht umeinander herum tanzen. Zum Teil versucht ein Tier das andere auch durch einen Tritt mit dem Hinterbein auf Abstand zu halten. Beendet wird eine solche Situation durch ein Aufstellen in die Boxerstellung, durch einen Kampf oder einfach dadurch, dass beide Tiere sich voneinander entfernen, weil keiner eine Vertiefung der Konfrontation riskieren will, da er die Stärke des anderen noch nicht genau einschätzen konnte.


Wird ein Tier von einem anderen in die Ecke getrieben, so kann es vorkommen, dass es sich auf die Hinterbeine stellt. Manchmal rutscht es dann auf den Hintern und fällt quasi in eine halbe Unterwerfung. Es kann aber genauso den Kontrahenten angreifen oder durch einen mutigen Sprung versuchen, der Sache zu entfliehen. Als Halter sollte man solche Situationen durch Ablenkung entschärfen, bevor es zum Kampf kommt.

Seitliche Annäherung und «in die Ecke drängen» (Bild: Nienor)
 Seitliche Annäherung und «in die Ecke drängen» (Bild: Nienor)
Ist das Kräfteverhältnis der Tiere klarer, so wird sich – eventuell nach einer leichten Kabbelei – ein Tier vor dem anderen auf den Rücken legen und von diesem dort fixiert werden. Das auf dem Rücken liegende Tier unterwirft sich so dem stärkeren. Nicht selten putzt der Überlegende den Unterlegenen während er ihn auf dem Boden fixiert. Oft versuchen unterworfene Tiere sich zu Beginn noch der Fixierung zu entziehen und flüchten, sobald sie einmal kurz auf dem Rücken lagen. Wird das Kräfteverhältnis allerdings eindeutiger, so akzeptieren sie mit der Zeit die höhere Rangstellung des sie unterwerfenden Tieres und bleiben still liegen.


Unterwerfung (Bild: Nienor)
Unterwerfung (Bild: Nienor)
Unterwerfung (Bild: Nienor)
Das angesprochene Putzen während der Unterwerfung ist sogenanntes «Zwangsputzen» und hat wenig mit der gegenseitigen Fellpflege, dem Grooming, zu tun. Überlegene Tiere putzen unterlegene Tiere oft recht grob und das an allen möglichen und in der Situation erreichbaren Körperstellen.


Zwangsputzen im Kopfbereich während einer Unterwerfung (Bild: Nienor)Viele Tiere schreien, wenn sie unterworfen oder zwangsgeputzt werden, manche piepsen nur leicht, andere scheinen nur etwas zu hauchen. Es gibt bei Ratten einen sogenannten «Unterwerfungsruf», der im Bereich der menschlichen Hörgrenze liegt. Je nach Tier liegt er in der Frequenz scheinbar höher oder tiefer. Eventuell hat es auch mit der emotionalen Verfassung des Tieres zu tun. Ängstliche Ratten stoßen bekanntlich deutlich hörbare Angstrufe aus. Gut möglich vermischen sich diese beiden Rufe, wenn ein Tier unterworfen wird, dass sich der Absichten des unterwerfenden Tieres nicht ganz sicher ist. In jedem Fall ist es normal, dass die unterworfenen Tiere Töne von sich geben. Ein Einschreiten ist in einem solchen Fall nicht nötig und kontraproduktiv, auch wenn die Rufe sehr bemitleidenswert klingen können. Solang es aber nicht zu Verletzungen kommt, sollte man die Tiere machen lassen.

Da Integrationen Stress bedeuten, werfen sie den Hormonhaushalt von Rattenweibchen nicht selten enorm durcheinander. Insbesondere, wenn ein Kastrat in die Gruppe integriert wird, werden die Damen plötzlich wieder intensiv rattig und das nicht selten genau während der Integrationstreffen. Ein gegenseitiges Bespringen und Berammeln – auch rein unter Weibchen – ist daher häufig zu beobachten. Häufig animieren die Weibchen den Kastraten in der Runde, indem sie vor ihm herumhüpfen, mit den Ohren vibrieren und das Hinterteil anheben. Dieser Einladung kann kaum ein Kastrat widerstehen. Wenn bei kastrierten Böckchen die Kastration ordnungsgemäß durchgeführt wurde und sie die Kastrationsquarantäne abgesessen haben, besteht kein Anlass zur Sorge.

Berammeln unter Weibchen während der Integration (Bild: Nienor) Berammeln unter Weibchen während der Integration (Bild: Nienor) Berammeln unter Weibchen während der Integration (Bild: Nienor)
Ablauf der Integration

Es gibt nicht DIE Integration. Jede Ratte als Individuum bestimmt den Ablauf und die Dauer einer jeden Integration, sodass keine Integration wie die andere abläuft. Dennoch gibt es ein gewisses Grundschema, das sich im Laufe der Jahre entwickelt und bewährt hat.

Beschrieben wird hier die schonende 3‐Schritt‐Methode. Es gibt selbstverständlich zahlreiche verschiedene Varianten, unter anderem auch Hau‐Ruck‐Blitzintegrationen, bei denen die Tiere von jetzt auf gleich 24/7 zusammengesperrt werden. Diese Integrationen werden leider von einigen Tierheimen durchgeführt. Kommen die Tiere im neuen Zuhause an und leben plötzlich artgerecht in großen Käfigen und mit Auslauf, zerbrechen diese «Rudel» und es kommt nicht selten zu schweren Bissverletzungen.

Die schonende, schrittweise Integration ist selbstverständlich zeitaufwändiger für den Halter, als wenn man die Tiere einfach alle auf’s Mal in einen kleinen Käfig oder die Transportbox sperrt und sie «einfach mal machen lässt». Man muss sich als Halter täglich Zeit nehmen, um die Tiere zusammen zusetzen und genauestens zu beobachten.

Häufig wird behauptet, dass das ständige Treffen und Wieder‐Trennen stressiger für die Tiere ist, als mit einem Mal zusammengesetzt zu werden. Allerdings ist der Stress kaum vergleichbar. Bei den Hau‐Ruck‐Integrationen handelt es sich um chronischen Stress. Die Tiere stehen 24/7 unter enormen Stress, weil sie mit fremden Ratten auf kleinem Raum zusammen sitzen. Sie können nicht weg und sie können sich kaum bewegen. Bei der schonenden, schrittweisen Integration haben sie zwar tagtäglich Stress, allerdings beschränkt sich dieser auf die Zeit der Integrationstreffen. Danach haben die Tiere die Ruhe, die sie brauchen, um die Stresshormone wieder abzubauen. Auch nimmt der Stress mit der Zeit, wenn die Tiere sich kennen lernen, ab. Im Grunde sind sie hohem Stress nur in der ersten Zeit für maximal eine Stunde am Tag ausgesetzt. Vergleicht man das mit den ersten 48 Stunden, die Ratten bei Blitzintegrationen auf engstem Raum mit fremden Artgenossen verbringen, ist das ein deutlich geringerer Zeitraum. Zumal die Hau‐Ruck‐Integration nicht nach 48 Stunden abgeschlossen ist. Danach bekommen die Tiere schrittweise mehr Platz und Einrichtung, sodass sich auch eine solche Integration über einen Zeitraum von einigen Wochen hinzieht.

Neutraler Integrationsauslauf
Die schonende, schrittweise Integration beginnt mit Treffen auf neutralem Boden. Das bedeutet, dass es sich um einen Auslauf handelt, den keine der beteiligten Ratten in den letzten Wochen betreten hat. Es ist wichtig, dass keine Ratte den neutralen Integrationsauslauf als ihr Revier ansehen kann. Auf neutralem Boden fällt die Revierverteidigung weg. Nur so kann man sich fremde Tiere dazu bringen, sich aneinander zu gewöhnen und die Anwesenheit der Fremden zu dulden. Und genau das ist das erste Ziel der Integration: Die Duldung der gegenseitigen Anwesenheit.

Wenn ein Versteck bei den ersten Treffen angeboten wird, sollte es nicht die Sicht des Halters zu stark einschränken oder ein Eingreifen bei brenzligen Situationen verhindern. (Bild: Nienor)Für die ersten Treffen hat es sich als praktisch erwiesen, eine kleine, freie Fläche zu wählen. Viele Rattenhalter nutzen eine mit Handtüchern oder Decken ausgelegte Badewanne. Aber auch ein Sofa oder Bett oder ein abgesperrtes Stück Fußboden kann geeignet sein – auch hier bietet es sich an, durch Decken einen Untergrund zu schaffen, auf dem sich durch das Markieren durch alle Beteiligten ein gewisser «Rudelreviergeruch» bildet, den man beim Wechsel in einen anderen Auslauf mitnehmen kann. Wichtig ist, dass der Ort für die ersten Treffen neutral ist, nicht zu groß und dass man als Mensch überall gut eingreifen kann, ohne selbst mit im Integrationsauslauf zu sein. Gegenstände sollten sich zunächst nicht im Integrationsauslauf befinden, denn sie stören die Sicht des Menschen auf das Geschehen. Wenn es bei sehr scheuen Tieren nötig ist, dass sie direkt ein Versteck haben, sollte es eines sein, in das man als Mensch noch gut sehen kann und das ein schnelles Eingreifen nicht verhindert. Auch darf es die Interaktionen zwischen den Tieren nicht behindern, weil sich ein Tier quasi darin verschanzen könnte. Gut geeignet ist zum Beispiel eine Weidenbrücke oder der große Teil eines Savic Sputniks.

Wenn man die Möglichkeit hat, kann man die ersten Integrationstreffen auf Zeiten verlegen, an denen der eigene Tierarzt geöffnet hat. Es kann – muss nicht! –vorkommen, dass sich die Tiere unerwartet beißen oder dass es zu Krallen‐Cuts kommt. Das sind unbeabsichtigte, aber sehr tiefe Schnitte durch die spitzen Krallen, die beim Gerangel passieren können. Damit man nicht spät abends beim Nottierarzt aufschlagen muss, ist es günstig, wenn der eigene Tierarzt für eine allfällige Behandlung erreichbar ist. Allerdings sollte man die Ratten nicht extra für das Integrationstreffen wecken.

Das erste Treffen
Es ist so weit, alle Vorkehrungen sind getroffen, es ist ein neutraler Auslauf gefunden, die neuen Ratten sind eingezogen, gesund und haben sich eingelebt. Die Integration kann starten.

Beginnen sollte man ein Integrationstreffen, in dem alle Ratten möglichst zeitgleich in den neutralen Auslauf gesetzt werden. In der Regel wird dann zunächst Aufregung herrschen: Wo sind wir? Was ist los? Später werden die Tiere bemerken, dass sie nicht mehr unter sich sind und ihre Aufmerksamkeit auf die für sie neuen Ratten richten.

Da sich die Ratten an einem fremden Ort befinden, was sie mehr oder weniger einschüchtert, ist das Verhalten während der ersten Treffen oft nicht aussagekräftig für den weiteren Verlauf der Integration. Häufig braucht es einige Treffen, bis die Tiere sich an die Situation gewöhnt haben und «ihr wahres Gesicht» zeigen. Man sollte also nicht zu voreilig sein und die Integration versuchen abzukürzen, nur weil alle friedlich miteinander umgegangen sind.

Für unsichere Anfänger empfiehlt es sich, das erste Integrationstreffen nach wenigen Minuten zu beenden. Es ist absolut ausreichend, wenn die Tiere sich gegenseitig beschnüffelt haben und so einen ersten Eindruck voneinander gewinnen konnten. Erfahrene Rattenhalter, die schon einige Male integriert haben und das Verhalten der Tiere gut lesen können, machen hin und wieder auch längere erste Treffen von 30 bis 60 Minuten. Häufig legen sich die Tiere nach wenigen Minuten in eine Ecke und bilden einen «Kuschelhaufen» (siehe Verhaltensweisen während der Integration), sodass in dieser Zeit eigentlich wenig passiert. Dies kann man natürlich machen, wenn keines der Tiere übermäßig gestresst ist. Es ändert aber nichts an der Sachlage, dass das erste Treffen wenig aussagekräftig ist und es schon beim nächsten Mal «rund gehen» kann. Auch verkürzt es nicht unbedingt die Phase im neutralen Integrationsauslauf.

Wichtig: Ab einer Dauer von 15 Minuten sollten die Tiere bei Integrationstreffen zwingend Zugang zu Futter und Flüssigkeit (z. B. ein Wassernapf oder Frischfutter wie Gurke) haben.

Weitere Treffen im neutralen Integrationsauslauf
Mit dem ersten Treffen ist nur der Anfang der Integration gemacht. Nun heißt es für den Halter, «am Ball zu bleiben» und die Tiere mindestens einmal am Tag zusammen zu setzen. Bei kurzen Treffen unter einer Stunde kann man die Integrationstreffen auch zweimal täglich, am Morgen und am Abend, stattfinden lassen, sofern man dafür überhaupt Zeit hat und die Tiere dann auch wach sind.

Neutraler Auslauf im Bad mit noch wenig Einrichtung. Einige Tiere bilden Stress‐Kuschelhaufen. (Bild: Nienor)Zunächst bleibt man beim kleinen, leeren neutralen Auslauf und steigert die Zeit. Wenn die Tiere sind langsam an die neue Situation gewöhnt haben und anfangen, sich immer mehr miteinander zu beschäftigen und auch langsam eine Rangordnung zu bilden beginnen, kann man damit anfangen, auch den Platz zu vergrößern.

Hat man in einer Badewanne oder auf dem Bett/Sofa begonnen, so steht nun ein Wechsel in einen anderen neutralen Auslauf an. Empfehlenswert ist, die zuvor genutzten Decken/Handtücher in den neuen neutralen Auslauf zu legen. So haben die Tiere dort einen bekannten Geruch. Auch im größeren neutralen Auslauf gilt: Jeden Tag etwas länger. Auch kann man nun beginnen, den Auslauf mit Verstecken und Beschäftigungsmaterial zu füllen. Wichtig ist, dass die Verstecke mindestens zwei Ausgänge haben, sodass kein Tier in einem Versteck eingesperrt werden kann. Die ersten Gegenstände sollten auch neutral sein, also von keinem Tier vorher markiert. Dies kann man durch gründliches Säubern erreichen oder aber man wählt neue Gegenstände. Später können auch Dinge aus den normalen Ausläufen der Gruppe genutzt werden. Dies ist eine Vorbereitung auf den Sprung ins bekannte Revier einer der Gruppen.

Vertragen sich die Tiere im neutralen Auslauf erst einmal, sollten sie dort auch beschäftigt werden. (Bild: Nienor)Im Grunde nähert man sich im neutralen Auslauf immer mehr der Situation, wie sie auch im Rudelauslauf herrschen würden – sowohl zeitlich als auch einrichtungsmäßig.

In der Regel dauert die Phase des neutralen Integrationsauslaufes mindestens eine Woche. Dieser Wert gilt für Tiere, die sich quasi auf Anhieb gut verstehen. Zeiten von zwei Wochen oder mehr sind aber nicht ungewöhnlich. Es ist wichtig, dass man sich die Zeit nimmt, um die Tiere langsam außerhalb des Reviers aneinander zu gewöhnen, bevor man in das Revier der Tiere wechselt.

Treffen im Rudelauslauf
Wenn sich die Tiere mehrere Tage hintereinander im vollständig eingerichteten neutralen Auslauf über mehrere Stunden verstehen, ist es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen: in den Rudelauslauf. Da der Rudelauslauf zum Revier der alteingesessenen Ratten gehört, kann es hier zu Revierverteidigung kommen. Wenn man den Tieren zuvor aber ausreichend Zeit zum Kennenlernen im neutralen Auslauf gegeben hat, wird der Wechsel in den Rudelauslauf aber nur dazu führen, dass die Rangordnung etwas intensiver ausfochten wird. Eventuell ist aber auch bereits schon alles geklärt und die Tiere haben einfach nur noch Spaß an der gemeinsamen Interaktion – auch das kann auch vorkommen.

Wichtig ist, dass während der Integrationstreffen im Rudelauslauf die Käfige der jeweiligen Parteien nicht zugänglich sind. Die Tiere dulden sich zwar im neutralen Auslauf und sind soweit, dass sie sich im Rudelauslauf dulden würden, aber im Herzstück des Reviers, dem Gehege, kann die Situation noch ganz anders aussehen und ein Eindringen der Neuen kann eine vehemente Revierverteidigungsreaktion der Alten hervorrufen. Ebenfalls sollte es wie im neutralen Integrationsauslauf zunächst keine Häuser mit nur einem Ausgang geben, um das Verschanzen der Tiere zu verhindern.

Ob man die Tiere direkt im ganzen Rudelauslauf laufen lässt oder zunächst einen Teil absperrt (abgesehen vom Zugang zu den Gehegen), ist nicht pauschal zu beantworten und hängt von den Tieren selbst ab. Bei einigen ist es kein Problem, direkt groß weiter zu machen, bei anderen wäre es besser, klein anzufangen. Auf jeden Fall kann man nichts falsch machen, wenn man zunächst nur einen Teil des Rudelauslaufs nutzt. Es kann sogar sehr nützlich sein, wenn man den neutralen Integrationsauslauf inklusive Decken und Einrichtung einfach in das Zimmer des Rudelauflaufs zügelt. So ist der Unterschied am geringsten.

Abgetrennter Integrationsauslauf (Bild: Nienor)Wieder wird nach und nach die Zeit und – wenn nötig – der Platz gesteigert. Ziel ist es, dass sich die Tiere im komplett eingerichteten Rudelauslauf über mehrere Tage hintereinander für einige Stunden gut verstehen. In der Regel dauert auch diese Phase mindestens eine Woche.

Der Zusammenzug
Wenn es keine Probleme mehr bei tagtäglichen Zusammentreffen im Rudelauslauf gibt, ist es an der Zeit, die Gruppen in einen gemeinsamen Käfig ziehen zu lassen. Am einfachsten ist dies, wenn die neue Gruppe in ein neues Gehege ziehen kann. Da diese Luxus‐Situation selten vorkommt, empfiehlt es sich, das zukünftige Gehege gründlich zu putzen und die Einrichtung umzugestalten. Ratten erkennen ihr Revier sowohl am Geruch als auch an der Gestaltung. Durch das Putzen und Umgestalten erkennt das Rudel, das vorher in diesem Gehege lebte, es weniger als sein Revier, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass das Gehege gegen die fremden Ratten verteidigt wird, sinkt.

Ein idealer Zeitpunkt für das Zusammenziehen ist für Berufstätige und Schüler oft der Freitagabend. Nach einem langen Integrationstreffen im Rudelauslauf, während dem das Gehege vorbereitet wird, ziehen die Tiere zusammen. Als Halter hat man nun das ganze Wochenende Zeit, die Situation zu beobachten und notfalls einzugreifen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass es auch nach dem Zusammenzug noch zu kleineren Konflikten zwischen den Tieren kommt. Sie leben jetzt 24/7 zusammen und oft kann erst jetzt die Rangordnung vollends geklärt werden. Solang sich alle Tiere im Gehege frei bewegen können und entspannt wirken sowie niemand gejagt und gebissen wird, ist ein Eingreifen in der Regel nicht nötig. Anderenfalls sollte man die Gruppen wieder auftrennen und mindestens eine Woche weiter im Rudelauslauf integrieren.

Mit dem Zusammenzug ist eine Rattenintegration zwar für den Halter oberflächlich betrachtet abgeschlossen, für die Tiere allerdings nicht. Für sie beginnt jetzt die Phase, in der sie als Rudel zusammen wachsen. Dies dauert in der Regel ca. vier Wochen. Aus diesem Grund sollten auch zwischen Zusammenzug und der nächsten Integration immer mindestens 2 Monate liegen. So können die Tiere sicher 4 Wochen in Ruhe als Rudel leben.

Sonderfall: Babyintegration
Wie bereits weiter oben angesprochen entwickeln Jungratten das für eine Integration nötige Rudel‐ und Revierbewusstsein erst im Alter von ca. acht bis zwölf Wochen. Vorher sollten sie nicht zu ausgewachsene Ratten integriert werden (siehe Integrationsalter). Allerdings kann man Jungratten problemlos zueinander «integrieren». Genauer betrachtet stellt dies gar keine Integration dar, da die Tiere sich direkt als Spielkameraden akzeptieren werden.

Um zwei oder mehr Gruppen Jungtiere zusammen zusetzen, beginnt man wie bei ausgewachsenen Ratten mit einem Treffen an einem neutralen Ort. Hier lernen sich die Jungtiere kennen und werden in der Regel direkt damit beginnen, miteinander zu spielen und zu toben. Wenn sie müde werden und sich zum Schlafen hinlegen, bereitet man den gemeinsamen Käfig vor, in den die Kleinen dann direkt ziehen dürfen.

Achtung: Dies klappt nur, wenn alle Ratten unter acht bis zwölf Wochen alt sind und noch kein Rudel‐ und Revierbewusstsein haben. Zwar sind junge Ratten knapp über Integrationsreife oft noch ungefährlich für andere Jungratten, die womöglich noch nicht reif für eine richtige Integration sind, dennoch ist eine derart kurze Babyintegration dann nicht mehr zu empfehlen. Es sollten mindestens einige Treffen auf neutralem Boden und im Rudelauslauf stattfinden, um sicher zu gehen, dass die Gruppen sich verstehen. Ganz sicher geht man, wenn man wartet, bis alle Tiere reif für eine richtige Integration sind, wenn ein Teil bereits zu alt für die Babyintegration ist.


Sonderfall: Einzeltiere
Nicht selten möchten Rattenhalter nur ein weiteres Tier in ihr Rudel integrieren. Dies ist oft der Fall, wenn nur Kleinrudel von drei bis fünf Tieren gehalten werden und gerade ein Tier gestorben ist. Grundsätzlich ist an dem nichts auszusetzen.

Allerdings gilt zu bedenken, dass man dafür keine Ratte einzeln aus ihrer sozialen Gruppe entnehmen darf – auch wenn sie in eine andere Gruppe integriert werden soll. Bis sie in dieser Gruppe lebt – und das dauert mindestens einige Wochen, wenn man sich an die Quarantäne und Eingewöhnung sowie an die schonende, schrittweise Integration hält – sitzt das Tier in Einzelhaltung. Dies ist eine Qual für ein hochsoziales Tier wie eine Ratte, die enorm unter dem Isolationstress leidet. Sie ist allein in einer neuen Umgebung, allein mit neuen Geräuschen und Gerüchen, allein mit einem neuen Halter und trifft dann auch noch allein auf fremde Ratten. Nimmt man ein Partnertier aus der Gruppe mit, in der die Ratte lebt (und zwar so, dass am Ende niemand dort allein bleibt und man das Problem nicht nur verlagert), so ist es für die neuen Tiere deutlich leichter, sich an das neue Zuhause und die neuen Artgenossen zu gewöhnen. So muss dann niemand allein sitzen, was auch artgerechter ist.

Wenn man wirklich nur Platz für ein weiteres Tier hat, dann bleibt nur, sich nach bereits einzeln sitzenden Tieren um zu sehen. Dies kommt leider häufiger vor, als es sein sollte, weil z. B. ein Tier als letztes seines Rudels übrig bleibt und der Besitzer die Haltung aufgeben möchte. Oder ein Tier wurde einzeln gefunden. Oder ein Tier musste aus der Gruppe genommen werden, weil es gebissen wurde. Bei Böckchen kann es auch vorkommen, dass ein Tier sich zu einem «Hormonböckchen» entwickelt hat und deshalb aus der Gruppe genommen werden musste. Kastriert sind diese Tiere nach einigen Wochen, wenn die Hormone sich im Körper reduziert haben, wieder sozial und damit integrierbar.

Allerdings gibt es auch schwierige Einzelratten. Insbesondere Tiere, die lange Zeit in Einzelhaltung lebten, haben aber immer wieder Probleme im Sozialverhalten, weil sie es durch die lange Isolation schlicht verlernt haben (siehe Ratten sind Rudeltiere). Die Integration von Einzelratten ist daher für einen Anfänger nicht unbedingt empfehlenswert, da es einiges an Wissen zum Verhalten der Ratte abverlangt. Wenn man allerdings fit ist in der Rattensprache, sollte ein möglicherweise – nicht zwingend! – gestörtes Sozialverhalten einen nicht davon abhalten, einer Einzelratte endlich wieder ein artgerechtes Leben im Rudel zu ermöglichen. Es ist ungemein erfreulich zu beobachten, wie sich diese Tiere wieder an Artgenossen gewöhnen, wie sie die Rattensprache wieder erlernen, wie sie sich immer mehr wie eine Ratte verhalten und wie sich mögliche andere Verhaltensstörungen nach und nach reduzieren.

Auch Einzelratten haben ein Recht darauf, adoptiert zu werden. Allerdings sollte man als neuer Halter wissen, was auf einen zu kommen kann. Es bringt den Tieren nichts, wenn sie dann am Ende doch nicht in ein Rudel integriert werden können. Das wäre für sie nur verlorene Zeit.


Sonderfall: «Einzelkinder»
Leider kommt es hin und wieder vor, dass bei Unfallwürfen (oder Handaufzuchten) nur ein Tier des einen Geschlechtes überlebt. Insbesondere Männchen sind dann nach der Trennung von Mutter und etwaigen Schwestern allein. Aber auch der weibliche Nachwuchs braucht gleichalte Gesellschaft. Die Mütter und Tanten toben einfach nicht so mit ihnen, wie es Schwestern tun würden. Daher wäre es hier besser für diese «Einzeltochter», sie von Mutter und Tanten temporär zu trennen und mit mindestens drei gleichaltrigen Weibchen zu vergesellschaften, bis sie alt genug sind, um wieder ins Rudel zurückintegriert zu werden (siehe Integrationsalter). Oder aber, man gibt sie direkt in ein gleichaltriges Rudel ab. Glücklicherweise ist es bei Ratten in diesem Alter recht einfach, sie zu integrieren, da sie noch kein Rudel‐ und Revierbewusstsein haben.

Wichtig: In allen anderen Fällen gilt für Rattenbabies das Gleiche wie für erwachsene Ratten: Niemals allein aus der sozialen Gruppe nehmen und einzeln vermitteln.

Auf keinen Fall sollte man bei einzelnen Jungtieren darauf warten, dass sie alt genug sind, um zu Erwachsenen integriert zu werden. Sie brauchen vorher Kontakt zu Gleichaltrigen. Erst mit acht bis zwölf Wochen können dann alle als Gruppe zu ausgewachsenen Tieren integriert werden. In den ersten Lebenswochen ist Sozialkontakt ungemein wichtig, sodass die Ratten die Grundregeln in der Rattengesellschaft spielerisch erlernen können. Die wichtige Spielphase geht bis zum Beginn der 9. Lebenswoche. Bis zu diesem Alter sollten Jungratten auf jeden Fall in einer Spielgruppe aus mindestens vier gleichgeschlechtlichen gleichaltrigen Artgenossen aufwachsen dürfen (siehe dazu den Artikel von Rattenkultur) Nur so ist eine ideale Sozialisation gewährleistet. Im Spiel erlernen sie unter anderem, wie man unterwirft und sich unterwirft, was für eine Integration Voraussetzung ist, sonst kann es zu schweren Bissen kommen.

Tipps und Hinweise
Liebe geht durch den Magen
Das gilt auch für Ratten. Zudem hilft Futter dem Halter, den Stresspegel der Ratten zu bestimmen. Daher hat es sich als nützlich erwiesen, wenn man während der Integrationstreffen Futter einsetzt. Dies kann der wohlbekannte Teller mit Jogurt oder Babybrei sein, es kann aber auch verstreutes Futter sein. So können die Tiere die Integrationstreffen mit einem reich gedeckten Tisch verknüpfen und freuen sich womöglich sogar darauf, die anderen Ratten zu treffen – schließlich gibt es sonst kaum so viele Leckereien.

Sehr gestresste Ratten werden während der Integrationstreffen nicht fressen. Dies sollte der Halter als Hinweis annehmen und die Treffen nicht zu sehr in die Länge ziehen. Auch sind diese Tiere speziell zu beobachten, da sie auch förmlich «vor Stress explodieren» und zum Angriff auf die Neuen übergehen können. Oft ist der Stress aber allein durch den neuen Ort bedingt und dahingehend ungefährlich. Manchmal hilft es den Tieren, wenn man ihnen ein geeignetes Versteck anbietet.

Wichtig: Bevor nicht alle Tiere entspannt fressen können, ist es definitiv zu früh, die Phase des neutralen Integrationsauslaufes zu beenden und in den Rudelauslauf zu wechseln. Man kann nicht davon ausgehen, dass ein derart gestresstes Tier wirklich die neuen Ratten duldet, geschweige denn, dass eine Beziehung aufgebaut wurde.

Die Sache mit dem Rudelgeruch
Natürlich haben Ratten in gewisser Art und Weise einen Rudelgeruch. Die Tiere leben zusammen, fressen das gleiche Futter, kuscheln miteinander etc. Die Individualgerüche der Tiere eines Rudels vermischen sich so zu einem gewissen Grad. Jedes Tier trägt dann Durftinformationen der anderen Rudelmitglieder mit sich. Dennoch behält jedes Tier einen ganz persönlichen Individualgeruch, der unter anderem durch seine Gene bestimmt wird. Aber auch die körperliche Verfassung und der Hormonspiegel (insbesondere beim Weibchen) beeinflussen den Individualgeruch.

Immer wieder liest oder hört man, dass man Ratten für die Integration nur mit Babypuder bestäuben oder mit Parfüm einsprühen soll. So riechen alle gleich. Es gibt einen gleichen Rudelgeruch und die Integration ist gegessen. Geht man mit gesundem Menschenverstand an diese Aussage heran, so wird schnell klar, dass der Geruch nicht ewig da sein wird, sondern sich verflüchtigt. Und was ist dann? Argumentiert wird, dass die Tiere bis dahin ja einen eigenen, neuen Rudelgeruch gebildet haben und nichts passiert.

Die Tiere verlieren aber auch, wenn sich ein «Rudelgeruch» gebildet hat, nicht ihre persönliche «Geruchsidentität». Sie werden weiterhin noch nach sich selbst riechen und von den anderen Ratten als Individuum wahrgenommen werden. Um ein Rudel zu werden, müssen Beziehungen zwischen allen Individuen entstehen. Jedes Tier erkennt das andere an seinem Individualgeruch und erinnert sich dann an die Beziehung, die sie aufgebaut haben. Dies fehlt bei «Parfüm‐Integrationen», weshalb man nicht erwarten kann, dass die Tiere wirklich zu einem Rudel zusammen gewachsen sind, nur weil man ihnen künstlich einen einheitlichen Geruch verpasst hat.

Dazu kommt, dass die meisten Produkte, die den Geruch ändern, gesundheitlich nicht gerade förderlich sind. Viele sind in großen Mengen aufgenommen – was die Tiere bei der normalen Fellpflege tun werden – sogar gesundheitsschädlich bis giftig. Von den gereizten Atemwegen ganz zu schweigen, da die Tiere beim Bepudern oder Einsprühen einen Teil einatmen werden. Und wenn man bedenkt, wie gut Ratten riechen können – Ratten der niederländischen Polizei werden sogar dazu eingesetzt, Schmauchspuren zu erschnüffeln – dann kann man sich vorstellen, wie penetrant ein «Rudel» parfümierter Ratten für jedes einzelne Individuum riechen muss. Tut euren Tiere diese Folter nicht an, sondern integriert sie richtig. Lasst ihnen die Zeit, die sie brauchen, um Beziehungen untereinander aufzubauen und dann als echtes Rudel zusammen zu wachsen.

Richtig trennen bei Konflikten
Auch wenn viele Rattenintegrationen friedlich ablaufen und ein Eingreifen des Halters nicht nötig ist, sollte man wissen, wie man im Notfall zwei sich streitende Ratten auseinander bringen kann. Da kämpfende Ratten derart in Rage sind, dass sie in alles beißen, das sie erreichen können, ist es nicht sinnvoll, mit der Hand nach ihnen zu greifen.

Ideal ist es daher, wenn man eine Kehrschaufel für das Treffen parat gelegt hat. Damit geht man vorsichtig zwischen die Tiere. Die plötzliche Barriere wird sie verwirren und sie werden zunächst voneinander ablassen. Eventuell reicht dies schon. Gehen sie aber, sobald sie sich wieder sehen, erneut aufeinander los, muss man sich einen der Streithähne greifen, sobald er von der Kehrschaufel abgelenkt ist. Dazu ist es sinnvoll, ein Handtuch zu verwenden, das man über die Ratte stülpt und sie darin einsammelt. Oder aber man zieht sich dicke Handschuhe an. Beides dient dazu, die Hände vor Bissen zu schützen.

In vielen Situationen kommt es aber gar nicht erst so weit. Man kann Ratten, die sich im seitlichen Stelzengang anderen nähern (siehe Verhaltensweisen während der Integration), oft bereits durch bloßes Ansprechen davon abhalten, das ausgesuchte «Opfer» weiter zu belästigen. Oder aber man bewegt sich etwas, zur Not klatscht man vielleicht leicht. Einzig, wenn die Tiere schon kämpfen oder nicht auf andere Ablenkung reagieren, sollte man wirklich mit der Kehrschaufel dazwischen gehen.

Ziel sollte es aber in jedem Fall sein, das jeweilige Integrationstreffen zu beenden, bevor sich die Stimmung derart aufgeheizt hat, dass es zu ernsthaften Streitereien kommt, damit die gemeinsamen Treffen für die Ratten immer positiv enden.

Integrationen sind kein Wettlauf
Der wichtigste Tipp, den man geben kann, ist: sich Zeit lassen. Es braucht Zeit, dass sich die Tiere aneinander gewöhnen. Niemals sollte man überstürzt vorwärts gehen, denn dies kann die Tiere überfordern und die Erfolge der letzten Treffen zunichte machen. Lieber ein paar Tage länger integriert als zu kurz und es kommt zu Bissverletzungen. Schlussendlich bestimmen immer die Ratten das Tempo einer Integration. Und das Bauchgefühl des Menschen. Stimmt dieses nicht, sollte man darauf hören und lieber langsamer vorgehen.
 
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