Rattenauslauf

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202439Der tägliche Auslauf – oder auch Freilauf genannt – ist wichtiger Bestandteil der artgerechten Rattenhaltung. Ratten sind bewegungsfreudige Tiere und kein Kaufkäfig kann ihnen ausreichend Platz bieten, sodass sie diesem Bedürfnis nachkommen können. Der Auslauf dient nicht nur dem «Füße vertreten», sondern spielt auch eine wichtige Rolle im Rattenalltag, in dem er für Abwechslung sorgt.

Wo sollte der Auslauf stattfinden? Welche Gefahrenstellen gilt es vorher zu beseitigen?
Ratten brauchen einen sicheren Auslauf. In diesem sollten sie weder Zugang zu giftigen Pflanzen, Chemikalien, Kabeln oder anderen gefährlichen Dingen haben. Ebenso sollte es keine Ritzen haben, in die die Tiere zwar passen, sich aber nicht drehen können oder sonstwie stecken bleiben könnten. Daher sollten alle Möbel plan an der Wand stehen und zwischen den Möbeln sollte ebenso keine Lücke sein – oder diese Lücke ist so groß, dass ein Mensch bequem hineinfassen und mit der Ratte in der Hand herauskommen kann. Auch Lücken unter Möbeln sollten verschlossen werden.

Kabel kann man gut hinter der Sockelleiste, hinter Möbeln oder in Kabelkanälen entlang der Wand verstecken. Wenn sie frei liegen müssen, schützen Kabelschläuche. Jedoch sollten diese regelmäßig auf Nagespuren kontrolliert und repariert werden. Der Kabelschlauch hält die Ratten nicht vom Nagen ab, aber er schützt die Tiere, indem sie nicht sofort direkt auf die Kabel beißen. Ein Hochhängen der Kabelschläuche kann zusätzlich hilfreich sein.

Medikamente oder Chemikalien sollten entweder in einem anderen Raum oder sicher verwahrt in einem geschlossenen Schrank aufbewahrt werden. Ebenso bewahrt man Zimmerpflanzen besser außerhalb des Rattenauslaufes auf – oder man kann sie so platzieren, dass die Ratten nicht ran kommen können, denn sie werden sie ziemlich sicher auszubuddeln und anzufressen versuchen. Bleiben die Pflanzen außer Reichweite im Zimmer, in dem der Rattenauslauf stattfindet, muss man dann sicher gehen, dass abgefallene Pflanzenbestandteile nicht in Rattenpfoten gelangen können.

Ebenso ist darauf zu achten, dass sich an den Orten, die Ratten erreichen (und das sind viele: Ratten können recht hoch springen und auch extrem gut klettern. Einige Exemplare können Tischbeine erklimmen, viele lernen, dass sie an Spalten mit Rückenkontakt gut hochklettern können), keine beweglichen Gegenstände befinden. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die Ratten gegenseitig erschlagen, wenn sie etwas Schweres herunter werfen. Aber auch Zeitungen an solchen Orten können gefährlich werden, wenn die Ratte diese als sichere Plattform wahrnimmt, darauf läuft und mitsamt der Zeitung, die über die Kante hing, herunterfällt.

Generell sollte darauf geachtet werden, dass Ratten – so gern sie auch klettern – nicht zu hoch kommen oder zumindest ein Fallschutz (wie z. B. weiche Kissen) an solchen Orten platziert wird, damit sie sich bei etwaigen Stürzen nicht verletzen.

Ratten sind kleine Zerstörernaturen. Auch wenn auf dem Boden liegende Papiere oder Kleider für sie selbst ungefährlich sind und auch die meisten Gegenstände keine Gefahr darstellen, selbst wenn sie angenagt werden, da die Ratten dank des Inflexum Pellitum keine Splitter verschlucken, so sollten Dinge, die dem Menschen lieb und wichtig sind, gut verräumt werden, damit sie nicht in 1000 Stücke zerlegt werden.

Zu beachten ist ebenfalls, dass Türen für Ratten eine tödliche Gefahr darstellen können. Reicht der Auslauf an eine Tür, so ist im Idealfall immer jemand bei den Ratten, solang sich diese im Auslauf befinden, und sollte jemand zur Tür hereinkommen, ist Klopfen und Warten auf ein OK angesagt. Aber auch eine Absperrung um die Tür ist denkbar. Zur Sicherheit kann man die Tiere aber auch einsammeln, bevor man den Raum verlassen muss.

Viele Rattenhalter lassen ihre Tiere im Bad oder im Flur laufen, aber auch die Küche ist oft geeignet. Dies sind häufig die Räume, in denen entweder kaum bis keine Möbel stehen (Flur) oder die Möbel fest eingebaut sind (Küche, Bad), sodass es keine gefährlichen Ritzen gibt (Achtung, bei Küchen gibt es häufig unerwartete Schlüpflächer, durch die die Ratten unter die Küchenmöbel gelangen könnten). Dazu kommt, dass in diesen Räumen häufig keine bis wenig Kabel zu sichern sind. Aber mit geringem Aufwand sind auch Schlafzimmer, Büro oder Wohnzimmer rattensicher zu gestalten. Paradiesisch wäre ein eigenes Rattenzimmer, das ganz nach den Bedürfnissen der Tiere eingerichtet wird. Wichtig ist, dass die Tiere auch im Auslauf keiner Zugluft ausgesetzt sind und die Räume ausreichend temperiert sind. Kalte Fußböden sind zu vermeiden oder mit Decken gut abzudecken, sodass sich die Tiere nicht erkälten können. Decken auf dem Boden machen aber keine zu tiefen Raumtemperaturen wett. Es besteht dann weiterhin Erkältungsgefahr.

Häufig überlassen Rattenhalter ihren Tieren nur einen Teil des Zimmers, weil der andere Teil schwer zu sichern ist. Mit einer ausreichend hohen Absperrung (mindestens einen Meter hoch, damit die Ratten nicht darüber springen können), die aus glattem Material besteht (also z. B. Holzplatten, Plexiglas) ist dies möglich. Gitterabperrungen sind ungeeignet, da Ratten problemlos am Gitter hochklettern können. Pappe kann temporär als Absperrung dienen, jedoch hält diese den Rattenzähnen nicht lange stand. Die simpelste Variante besteht aus zugeschnittenen Holzplatten, die mit Faserklebeband – auch bekannt als – verbunden werden. So kann man den Auslauf wie eine Ziehharmonika zusammenfalten und verräumen. Ein wenig eleganter geht es mit Scharnieren oder Klavierband. Bei all diesen Varianten sollte die Absperrung im Zickzack stehen, damit ausreichende Stabilität gegeben ist. Aber auch fest eingebaute Auslaufabsperrungen sind möglich. Ebenso kann man anstatt des Rattenauslaufes nur die gefährlichen Stellen umzäunen.

Wichtig ist, dass die Ratten einige Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben. Im Moment liegen die Mindestwerte zwischen sechs und zehn Quadratmetern. Nur so kann man den Tieren neben Lauffläche auch genügend Anregung durch Verstecke, Kletter‐ und Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten. Je mehr Platz man Ratten zur Verfügung stellen kann, desto besser. Auslauf nur auf dem Bett oder nur auf dem Sofa ist ungenügend, weil es nicht genügend Platz bietet.

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Wie kommt die Ratte in den Auslauf?
Im Idealfall kann das Rattenrudel selbst entscheiden, wann es in den Auslauf geht und wann es sich wieder in den vertrauten Käfig zurückzieht. Ist Zeit für Auslauf, so öffnet der Halter die Tür des Geheges, platziert gegebenenfalls eine Rampe, Treppe, Röhre oder ähnliches am Ausgang und lässt die Tiere von allein kommen. Dies ist aber nur möglich, wenn sich der Auslauf um das Gehege oder zumindest in der Nähe befindet, sodass die Tiere diesen auch allein erreichen können.

Befindet sich der Auslauf aber in einem anderen Raum als das Gehege, so muss der Halter die Tiere dorthin bringen. Zahme Tiere kann man zum Beispiel per Hand oder auf der Schulter in den Auslauf getragen werden. Je nach Rudelgröße bietet es sich aber auch an, die Tiere in einer Transportbox zu transportieren. Scheue Tiere kann man per Taximethode (in eine Röhre oder ein Haus/Karton mit Boden kriechen lassen) aus dem Käfig in den Auslauf bringen. Einige Tiere gewöhnen sich an das Ritual vorm Auslauf und springen von allein freudig in die Transportbox oder das Taxi. Andere muss man zeitlebens dazu «überreden» und für sie entscheiden.

Mit einem Auslauf, der nicht vom Gehege zugänglich ist, nimmt man den Tieren allerdings die Möglichkeit, wieder zurück in ihr sicheres Heim zurückzukehren, wann sie es für richtig halten. Gibt man ihnen die Möglichkeit, so kann man häufig Stippvisiten beobachten. Und gerade scheue Tiere trauen sich mit dem sicheren Rückzugsort im Rücken eher mal raus, als wenn man sie quasi zum Auslauf «zwingt».

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Wann und wie lange brauchen Ratten Auslauf?
Ratten brauchen täglich Auslauf. In Ausnahmefällen kann dieser auch einmal ausfallen. Es sollte aber grundsätzlich angestrebt werden, dass der Halter täglich Zeit für die Tiere hat, damit sie ihren Bewegungsdrang ausleben und Abwechslung erleben können.

Der Auslauf sollte zu einer Zeit stattfinden, in der die Ratten aktiv sind. Ratten sind dämmerungs‐ und eher nacht‐ als tagaktiv. Daher bietet es sich an, den Auslauf auf die Abendstunden zu verlegen. Aber auch am Morgen sind einige Ratten wach und freuen sich über Auslauf. Man muss als Mensch schauen, wann die Tiere einigermaßen aktiv sind und man selbst auch die Zeit hat und dann danach den Auslauf planen.

Das absolute Minimum an Zeit, das man für den Auslauf einplanen sollte, ist eine Stunde täglich. Besser wären mindestens zwei bis drei Stunden. Ist der Auslauf gesichert, so können die Tiere auch eine Zeit lang allein im Auslauf verbringen, insbesondere, wenn sie genug Beschäftigung finden. Aber einen Teil der Zeit sollte man schon mit den Tieren verbringen, denn der Mensch selbst ist für zahme Tiere häufig die beste Beschäftigung. Zudem gibt es viele Dinge, die Halter und Tiere gemeinsam tun können.

Was gehört in den Auslauf?
Wichtig ist, dass sich im Auslauf ausreichend Versteckmöglichkeiten finden. Gerade schüchterne und neue Ratten fühlen sich auf freien Flächen noch nicht so wohl. Aber auch diese freien Flächen zum Springen und Rennen sollten vorhanden sein. Es bietet sich an, direkt in der Nähe des Geheges einige Verstecke aufzustellen, sodass die Tiere nach Verlassen ihres sicheren Heimes gleich in Deckung gehen können. Dieser Trick hilft vielen Tieren, den Mut zu fassen, sich den Auslauf anzusehen.

Zusätzlich zu Verstecken bieten sich kleinere Kratzbäume zum Klettern an. Aber auch diverse kleine Möbel wie Weinregale können diesem Zweck dienen. Kletterseile können aufgespannt werden, man kann Buddel‐ und Zeitungsstreifenkisten anbieten oder einfach Korkröhren und Kuschelsachen aufstellen. Grundsätzlich sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass man auf Sicherheit achtet. Daher sollten die Möbel und Kratzbäume nicht zu hoch sein, um tiefe Stürze zu vermeiden.

Aber merke: Dies ist alles nur Einrichtung, keine Beschäftigung. Damit es zur Beschäftigung wird, muss der Mensch ran.

Unbedingt sollten die Tiere Zugang zu Wasser und Futter haben. Haben sie Zugang zum Gehege selbst, ist dies in der Regel grundsätzlich gegeben. Findet der Auslauf in einem anderen Zimmer statt, so sollten unbedingt Wasser‐ und Futternapf aufgestellt werden.

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Wie beschäftigt man Ratten im Auslauf?
Ratten sind sehr intelligente und lebhafte Tiere. Aber sie sind vor allem auch verfressen. So kann man sie gut mit Futter beschäftigen. Da Ratten auch kleine Räuber sind, kann man sie mit Katzenspielzeug wie der Katzenangel oder einem mit Federn bestücktem Stab zur Jagd animieren. Für kleine Genies mit dem gewissen Talent bietet es sich an, durch Clickertraining Tricks einzustudieren. Aber auch simple Dinge wie ein Topf Katzengras oder frische Äste dienen der Beschäftigung und der Abwechslung. Im Sommer kann man den Tieren einen eigenen Pool anbieten. Wichtig ist, dass die Tiere im Wasser noch bequem stehen können und nicht schwimmen müssen. Das Wasser sollte nicht kalt, sondern mindestens zimmerwarm sein. Die meisten Ratten fischen gern ihr Frischfutter an heißen Tagen aus einer Wasserschale.

Wie bei der Einrichtung sind auch bei der Beschäftigung der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass man auf die Sicherheit der Tiere (nichts Scharfes, Spitzes, nicht zu hoch gehen) und auf deren Gesundheit (nur Tricks, die den anatomischen Gegebenheiten entsprechen, auf Parasiten achten bei neuer Einrichtung, Erkältungsgefahr beim Planschbecken) achtet.

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Wie sieht es mit der Hygiene aus?
Ratten sind eigentlich sehr reinliche Tiere. Jedoch markieren sie ihr Revier mit kleinen Urintropfen. Daher sollte man den Auslauf regelmäßig feucht durchwischen und etwaige Tücher und Teppiche waschen. Ausgelegter Teppichboden bietet sich nicht als Bodenbelag für den Rattenauslauf an.

Viele Ratten nutzen zwar im Gehege die WCs schlecht und nur für das große Geschäft, platziert man aber im Auslauf WCs günstig (in allen Ecken, in höhlenartigen Verstecken und generell dort, wo sie gern ihr Geschäft verrichtet haben, als noch kein WC dort stand), so nutzen sie diese im Auslauf erstaunlicherweise zuverlässiger. Auch das kleine Geschäft landet im WC – oder zumindest im Käfig. Hat man «Bettnässer», die gern in ihr Nest pieseln, so wird dies aber im Auslauf in Häuschen etc. weiterhin passieren. Genauso werden auch fleißige Toilettengänger ihr Revier mit Urin markieren.
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Nienor
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