Sozialisierung von Meerschweinchen

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guinea-pig-1401727.jpgEs ist leider üblich, dass Meerschweinchen sehr früh vom Muttertier und ihrer gewohnten Gruppe getrennt und abgegeben werden. Als Nestflüchter wirken die kleinen Jungschweinchen schon sehr bald sehr selbstständig, knabbern direkt mit am Futter, und werden in der Regel maximal drei bis vier Wochen lang gesäugt.

Hinzu kommt die Tatsache, dass Meerschweinchen relativ früh geschlechtsreif werden: Babyweibchen können schon im Alter von drei bis vier Wochen bei ihrer ersten Brunst aufnahmefähig sein. Bei Jungböckchen geht man sicherheitshalber davon aus, diese ab einem Gewicht von ca. 250 Gramm von weiblichen Meerschweinchen zu trennen, um unkontrollierte Vermehrung in jedem Fall zu vermeiden.

Das resultiert dann leider oft darin, dass wenige Wochen alte Jungtiere im allerschlimmsten Fall vollkommen alleine, im nur wenig besseren Fall mit einem ähnlich jungen Partnertier gehalten werden. Diese Tiere haben keine Gelegenheit, eine vollständige Sozialisation zu erfahren. Sie haben keine Möglichkeit, von älteren Meerschweinchen zu lernen, wie man sich gegenüber anderen Artgenossen richtig verhält, wie die Kommunikation unter Meerschweinchen abläuft.


"Für das soziale Lernen innerhalb der Meerschweinchengruppe ist ein etwas späterer Zeitpunkt besonders wichtig, nämlich der Zeitraum von der 7. bis zur 9. Woche, die sogenannte Pubertätsphase (Sachser 2004). […] Die Pubertätsphase ist entscheidend für die Entwickung des innerartlichen Sozialverhaltens. Laut Prof. Norbert Sachser entscheidet die Art des Sozialkontakts in dieser Zeit darüber, wie aggressiv ein Tier im späteren Leben sein wird und wie viel Stress es erleidet, wenn es fremden Artgenossen begegnet (Sachser 2004). Wird beispielsweise ein Böckchen in dieser Lebensphase allein oder nur mit Weibchen gehalten, hat es keine Möglichkeit die sozialen Spielregeln im Umgang mit erwachsenen Männchen zu lernen und wird daher im spätere Leben auch nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten mit erwachsenen Böcken zurechtkommen."
Quelle:
Reich, M. (2008): Frühe Entwicklungsphasen beim Meerschweinchen.
In: RODENTIA, Jg. 8, H. 42, S. 43–45.
 
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