Gesundheit und Vorsorge bei Farbmäusen

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202400Farbmäuse sind anfällig für einige Erkrankungen. Sehr prominent sind Atemwegsinfektionen. Diese müssen schnellstmöglich mit Medikamenten behandelt werden. Doch wie bekommt man diese überhaupt in die Maus?

Atemwegsinfekte und Mycoplasmose
Farbmäuse und Atemwegserkrankungen
Atemwegserkrankungen treten leider sehr häufig bei Mäusen auf. Sie machen sich oft durch häufiges Niesen und/oder knackende/schnatternde Geräusche beim Atmen, später Nasen‐ und Augenausfluss sowie Flankenatmung und Atemnot bemerkbar.


Achtung: Mäuse machen normalerweise keine für den Menschen hörbaren Geräusche – Ausnahmen: «Quietschen» bei Jagereien oder Beißereien – sie verständigen sich ansonsten im Ultraschallbereich.

Daher gilt: Eine Maus, die regelmäßige Geräusche beim Atmen macht, ist aller Wahrscheinlichkeit nach krank! Bei den ersten Anzeichen einer Atemwegserkrankung sollte SOFORT ein mäusekundiger Tierarzt aufgesucht werden! Auch aus einer «einfachen» Erkältung wird bei Mäusen sehr schnell eine Lungenentzündung, die durchaus tödlich enden kann. Mycoplasmose zerstört das Lungengewebe irreparabel, daher keinesfalls einige Tage abwarten oder auf eigene Faust Medikamente ausprobieren!

Der Tierarzt sollte zusätzlich auf eine mögliche Mycoplasmose hingewiesen werden und z. B. auf ein für Mäuse verträgliches Antibiotikum, z. B. «Baytril 2,5% oral», angesprochen werden.

Unterscheidung «Atemwegsinfekt» und «Mycoplasmose»
Für einen Laien ist eine genaue Bestimmung des Mycoplasmose‐Erregers nicht möglich; auch ist ein Nachweis mittels Blutprobe leider aufgrund der zu großen dafür benötigten Blutmenge an der lebenden Maus nicht durchführbar. Da jedoch schätzungsweise mehr als 90% der Mäusebestände den Mycoplasmose‐Erreger in sich tragen, liegt beim Auftreten von Atemwegserkrankungen der Verdacht auf Mycoplasmose sehr nahe. Normalerweise sind neben Mycoplasmen auch Viren und Bakterien (Mischinfektion) verantwortlich für eine chronische Atemwegserkrankung.

Was sind Mycoplasmen?
Mycoplasmen sind zellwandlose Mikroorganismen, die als typische Parasiten der Zelloberfläche gelten und sich vorwiegend auf Schleimhäuten ansiedeln. Ein starkes Immunsystem schützt die infizierte Maus vor einem Ausbruch entzündlicher Reaktionen. Mycoplasmen müssen aber nicht der Hauptgrund einer Atemwegserkrankung sein. Sie können auch infolge anderer Erkrankungen, eines geschwächten Immunsystems oder einer Stresssituation die Gelegenheit zur Vermehrung nutzen. Einmal ausgebrochen, verläuft die Mycoplasmose jedoch chronisch. Sie kann, rechtzeitig erkannt, mit folgenden Antibiotika in ihrem Verlauf verlangsamt bzw. vorübergehend zum Stillstand gebracht werden, sodass auch eine «Myco‐Maus» noch ein langes Mäuseleben führen kann:
  • Enrofloxacin (z. B. Baytril)
  • Tetracyclin
  • Erythromycin
  • Lincomycin
  • Gentamicin
  • Chloramphenicol
Mycoplasmen haben verschiedene Strategien entwickelt, um das mauseigene Immunsystem zu überlisten. Sie treten bei Mäusen hauptsächlich mit folgenden Symptomen in Erscheinung:

Mycoplasma pulmonis
  • Infektionen der Atemwege
    diese verlaufen in der Regel chronisch. Typische Symptome sind: Schnattern, Zwitschern und Niesen. Im fortschreitenden Stadium treten knackende Geräusche auf, das Fell wird struppig und es kommt zu starker Flankenatmung. Auch nach einer Behandlung mit Antibiotika können knackende Geräusche zurückbleiben, da das Lungengewebe durch die Mycoplasmen irreparabel zerstört wird.
  • Seltener treten Ohrenentzündungen auf:
    Äußere Ohrenentzündung (Otitis externa): Rötung und Entzündung des äußeren Gehörganges
    Mittelohrentzündung (Otitis medea)
    «Schiefkopf»: Leichtes bis starkes Schiefhalten des Kopfes, Gefahr von eitriger Labyrinthitis. Diese schreitet über den inneren Gehörgang immer weiter fort und bewirkt Drehbewegungen und Gleichgewichtsstörungen beim erkrankten Tier. – Gelenkserkrankungen oder Infektionen des Genitaltraktes können ebenfalls auftreten.
Mycoplasma neurolyticum
  • Rolling disease (Rollkrankheit): Die Maus führt bei vollem Bewusstsein zwanghafte Roll‐ oder Wälzbewegungen um die Längsachse aus.
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Eines oder beide Augen tränen und zeigen entzündliche Rötungen sowie Schleimbildung; häufigstes Anzeichen: verklebte Augen.
Was kann man tun für eine «Myco‐Maus»?
Ein starkes Immunsystem schützt eine mit Mycoplasmose‐Erregern infizierte Maus. Durch günstige Lebensumstände kann ein Ausbrechen der Krankheit herausgezögert werden. Zu vermeiden sind daher folgende ungünstige Faktoren:
  • Stress:
    z. B. ungünstige Gruppenzusammensetzung, ständiges Wecken und Stören der Tiere, ungünstiger Käfigstandort, ständiges(!) Umräumen im Käfig
  • Unsauberkeit
    Keimbildung, die auch andere Krankheiten begünstigt
    Zu große Sauberkeit
    Wird der Käfig zu häufig desinfiziert, können die Tiere keine Abwehrkräfte entwickeln und das Immunsystem erlahmt.
  • Falsche Käfigeinrichtung
    Plastik begünstigt warmes, feuchtes Klima, in dem sich Bakterien stark vermehren können.
  • Durchzug
  • Temperaturschwankungen
  • Trockene Heizungsluft
    Reizung der Atemwege
  • Zigarettenrauch
  • Schlechte Ernährung
    Vitamin‐ und Mineralienmangel schwächen die Abwehrkräfte der Tiere
  • Andere Krankheiten, die das Immunsystem zusätzlich stören.
Baytril – allgemeine Infos
Informationen zum Medikament
Baytril ist ein sogenanntes Breitbandantibiotikum. Es enthält den Wirkstoff Enrofloxacin und gilt derzeit als das wirksamste Antibiotikum, das im Kampf gegen Atemwegsinfektionen und Mycoplasmose eingesetzt wird. Es kann bei allen bakteriellen Einzel‐ und Mischinfektionen und Mycoplasmosen verwendet werden und ist allgemein gut verträglich. Es ist rezeptpflichtig bzw. nur beim Tierarzt zu erhalten.

Baytril gibt es in verschiedenen Konzentrationen (0,5%, 2,5%, 5%, 10%.) Für Mäuse empfiehlt sich 2,5%-iges Baytril, da dieses am besten zu dosieren ist.

Dosierung und Verabreichung
Die Dosierung von 2,5%-igem Baytril beträgt 0,02 ml, einmal täglich zu verabreichen; (entsprechend 0,01 ml bei 5%-igem Baytril).

Baytril erhält man normalerweise beim Tierarzt in einer 1 ml‐Einwegspritze, der man die entsprechende Dosis zur oralen Gabe gut entnehmen kann. Da Baytril einen bitteren Geschmack hat, werden es die wenigsten Mäuse freiwillig vom Löffel oder Finger schlecken. Mischt man jedoch den Baytriltropfen z. B. unter einen Klecks Nutri‐Cal (siehe Ernährung von Farbmäuse), nehmen die meisten Mäuse das Gemisch gern an. Alternativ kann Baytril auch auf eine Haferflocke getropft werden. Jeder Halter weiß sicher selbst am besten, mit welchem Leckerli er seine Maus „überlisten“ kann.

Wichtig ist, dass nur die erkrankte Maus das Baytril erhält. Gesunde Mäuse können evtl. mit einem anderen Leckerli abgelenkt werden. Eine letzte Möglichkeit bei Mäusen, die sich partout nicht austricksen lassen, besteht darin, der Maus das Baytril auf eine für sie gut erreichbare Stelle im Fell zu schmieren und abzuwarten, bis sie sich geputzt hat. Diese Möglichkeit hat aber den Nachteil, dass zum einen die Maus hierfür aus dem Käfig genommen werden muss, damit keine andere Maus das Baytril aufnimmt, und zum anderen kann nicht garantiert werden, dass die Maus die komplette Dosis aufnimmt, wenn sie z. B. etwas davon irgendwo abstreift.

Sollten alle Tiere der Gruppe gleichzeitig erkrankt sein, so ist auch eine Baytril‐Gabe über das Trinkwasser möglich. Die genaue Dosierung hängt von der Gruppengröße ab und ist mit dem Tierarzt abzuklären. Jedoch besteht auch hier das Risiko, dass nicht jede Maus die benötigte Dosis Baytril aufnimmt. Baytril sollte keinesfalls vorbeugend für alle Mäuse verabreicht werden, wenn z. B. nur eine Maus aus der Gruppe erkrankt ist, da sonst die Gefahr besteht, dass sich Resistenzen bilden.

Wie bei jedem Antibiotikum gilt auch für Baytril, dass es regelmäßig und v. a. mindestens 5, besser 8–10 Tage (max. 14 Tage) lang gegeben werden muss, da sich sonst Resistenzen der Keime entwickeln und das Antibiotikum beim nächsten Auftreten der Symptome nicht mehr wirksam ist. Auch wenn das Tier bereits symptomfrei ist, sollte das Antibiotikum mindestens drei weitere Tage gegeben werden, um das Überleben einzelner Keime auszuschließen. Wird das Antibiotikum zu früh abgesetzt, können resistent gewordene Keime auch auf andere Mäuse übertragen werden, bei denen dann eine Behandlung mit dem gleichen Medikament nicht mehr anschlägt. Zwischen zwei Behandlungsphasen mit Baytril sollten mindestens vier Wochen liegen.

Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten
Baytril sollte nicht in Kombination mit Chloramphenicol, Makrolid‐Antibiotika oder Tetracyclinen verabreicht werden, da sich sonst die Wirkung der Medikamente aufhebt. Ebenfalls sollte Baytril nicht mit Milch verabreicht werden, da durch das in der Milch enthaltene Kalzium die Wirkstoffaufnahme reduziert wird. (Da Mäuse eine Lactose‐Unverträglichkeit haben, sollten sie allerdings ohnehin keine Milch bekommen.) In einer Studie an Hunden wurde festgestellt, dass es bei Jungtieren im Wachstum zu Knorpelschäden kommen kann – dies allerdings erst beim Einsatz extrem hoher Dosen, wie sie in der Heimtierhaltung nicht vorkommen.

Ob trächtige Mäuse Baytril erhalten dürfen, sollte im Einzelfall mit dem behandelnden Tierarzt abgeklärt werden, da viele Antibiotika vom Muttertier auf die Ungeborenen und über die Milch auf die Neugeborenen übertragen werden. Dies kann sogar erwünscht sein, da die Neugeborenen durch den engen Kontakt zu ihrer Mutter den gleichen Infektionserregern ausgesetzt sind, sollte aber auf jeden Fall nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt erfolgen! (Das Institut für Veterinärpharmakologie und Toxikologie rät von einer Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ab.)
Nicht angewendet werden sollte Baytril bei:
  • bereits bestehenden Knorpelwachstumsstörungen
  • Tieren mit zentralen Anfallsleiden
  • vorhandenen Resistenzen gegen Chinolonen
Außerdem zu beachten:
Baytril sollte bei Zimmertemperatur (15–25 Grad) gelagert werden. Bilden sich kleine Kristalle, sollte das Medikament auf keinen Fall weiter verwendet werden. Der Hersteller (Bayer Health Care) gibt eine Haltbarkeit von vier Wochen an, langjährig erfahrene Mäusehalter sprechen jedoch von einer deutlich längeren Haltbarkeit auch über mehrere Monate. Wie viele Medikamente greift auch Baytril die Darmflora an. Zur Unterstützung der Darmflora kann BirdBeneBac (beim Tierarzt erhältlich) zeitversetzt zur Baytrilgabe verabreicht werden.

Wie gebe ich der Maus die Medikamente?
Das Immunsystem der Farbmäuse ist leider nicht mehr so stark, dass sie Erkältungen und andere Atemwegserkrankungen alleine «bekämpfen» können. Daher ist eine Gabe von Medikamenten wichtig, um die Mäuse wieder auf die Beine zu bekommen. Nun stellt sich in diesem Zusammenhang oft die Frage: Wie bekomm ich die Medis in die Maus?

Die für den Halter einfachste und für die Maus stressfreieste Methode ist sicherlich die, das Medikament irgendwo unterzumischen. Dabei sollte man sich aber unbedingt den Beipackzettel des Medikamentes durchlesen, denn viele Antibiotikas vertragen sich z. B. nicht mit Milchprodukten und werden durch sie in ihrer Wirkung gehemmt. Von der Gabe des Antibiotikas im Trinkwasser ist allerdings abzuraten, denn durch diese Methode hat man nie den genauen Überblick, ob die erkrankte Maus die benötigte Menge trinkt, ob sie überhaupt etwas trinkt oder ob andere Mäuse ebenfalls etwas von dem Wasser zu sich nehmen – und gesunden Mäusen sollte man nicht grundlos Medikamente geben.

Oftmals kann man das Medikament auch auf ein Leckerlie tröpfeln und das der Maus geben. Besonders zahme Exemplare schlecken es auch vom Finger, wenn es einigermaßen gut schmeckt. Eine weitere Alternative wäre, das Medikament ins Fell zu schmieren. Allerdings gibt es Medikamente, die nicht in Kontakt mit der Haut treten sollten und auch hier kann man sich nicht sicher sein, wie viel die Maus davon wirklich wegputzt und aufnimmt. Hilft das alles nichts, muss man der Maus die Medikamente direkt ins Mäulchen geben.

Dabei ist unbedingt zu beachten:
  1. Die Maus sollte richtig fixiert werden, damit sie weder den Halter noch sich selbst verletzen kann.
  2. Eine waagerechte Position der Maus ist vom Vorteil beim Schlucken.
  3. Mäuse sind in der Lage, durch einen Hautlappen hinter den Zähnen ihr Maul zu verschließen, was oftmals verhindert, dass sie die Medizin auch wirklich schlucken.
  4. Wird die Medizin eingeatmet und gelangt in die Lunge, kann dies tödlich für das Tier enden.
Aus diesem Grund reicht es bei dieser Methode oftmals, wenn man der Maus das Medikament vorsichtig ins oder vor das Maul tropft, sodass sie es automatisch abschleckt.

Fixiergriff bei einer Maus: Daumen und Zeigefinger fixieren den Kopf,   während der Mäusekörper durch die Hand und Finger gestützt wird. (Bild: Casimir)Fixiergriff bei einer Maus: Daumen und Zeigefinger fixieren den Kopf,   während der Mäusekörper durch die Hand und Finger gestützt wird. (Bild: Casimir)
 
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