Grundlagen der Farbmaushaltung

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202392Um den Farbmäusen ein schönes Zuhause zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen und das ihren Ansprüchen entspricht, sollte man die folgenden Punkte unbedingt beachten. Bei falscher Haltung können die Tiere Verhaltensstörungen entwickeln und krank werden; ihre Lebenserwartung kann sich durch falsche Haltung deutlich verkürzen.

Geeigneter Käfig
Farbmäuse benötigen einen GUT BELÜFTETEN Käfig. Daher eignen sich Aquarien /Terrarien nur bedingt. Bei einem Aqua/Terra sollte die Tiefe (Breite) auf jeden Fall größer sein als die Höhe, damit die Luft zirkulieren kann. Außerdem sollte man es um einen vergitterten Aufbau ergänzen, damit die Mäuse auch einen Bereich mit optimaler Belüftung zur Verfügung haben.

Geeigneter sind gekaufte GITTERKÄFIGE (Gitterabstand maximal 1 cm, besser nur 0,7 cm,) da sonst kleine Mäuse unter Umständen entwischen oder im Gitter hängenbleiben können. Hier ist darauf zu achten, dass möglichst keine Plastiketagen vorhanden sind (diese sollten durch Holzetagen ersetzt werden) und dass die Plastikbodenwanne keine Nageansätze bietet, da Plastik, falls es verschluckt wird, für die Mäuse tödlich ist.

Auch HOLZVOLIEREN (gekauft oder selbstgebaut) sind gut geeignet, wobei auch hier darauf geachtet werden sollte, dass ausreichend Belüftung vorhanden ist. Das Holz sollte mit sogenanntem Sabberlack /Spielzeuglack (DIN‐EN 71–3, erhältlich in jedem Baumarkt) drei bis vier Mal lackiert werden, damit es sich nicht voll Urin saugt und irgendwann stinkt.
Unter Umständen können Farbmäuse auch auf sogenannten «MÄUSEBURGEN» gehalten werden – also quasi in Offenhaltung: Ein großer Tisch wird mit einer ca. 30 cm hohen Leiste als Streu‐ und Fallschutz umgeben, darauf können dann verschiedene Etagen gebaut werden. So kommt man ganz ohne Gitter aus und hat kein Problem mit der Belüftung. Die Mäuseburg sollte jedoch an einem zugluftgeschützten Ort stehen, außerdem so, dass die Mäuse keine Chance haben, z. B. an Tapete oder Vorhängen hinunterzuklettern. Wer zusätzlich Katzen oder Hunde im Haushalt hat, sollte auf die Offenhaltung aus Sicherheitsgründen lieber verzichten.

Käfiggröße
Die absoluten Mindestmaße (!!) für zwei Farbmäuse betragen 80×50 cm Grundfläche und 50 cm Höhe. Da die Tiere gerne flitzen und auch gerne in die Höhe klettern, sind 100x50 cm Grundfläche und 80 cm Höhe wesentlich empfehlenswerter und sollten nach Möglichkeit auch angestrebt werden. Mangelnde Grundfläche kann nicht durch Höhe ausgeglichen werden – wer würde schon gern in einer 100 qm‐Wohnung wohnen, die aus lauter 10 qm‐Zimmern besteht, welche übereinander angeordnet sind? Generell gilt: Je größer, desto schöner! Ein Progamm zur Berechnung der geeigneten Käfiggröße für eine bestimmte Mäusezahl bzw. der geeigneten Mäusezahl für einen vorhandenen Käfig findet sich hier: MausCalc

Käfigeinrichtung
Vorweg: Im Farbmauskäfig hat eines unter keinen Umständen etwas verloren, und das ist PLASTIK. Mäuse sind nun einmal Nagetiere, und sie nagen auch Plastik an. Dieses enthält jedoch Weichmacher, die dem Plastik beim Verdauungsvorgang entzogen werden, sodass scharfe Plastiksplitter der Maus schwere bis tödliche Verletzungen zufügen können, was für das Tier einen qualvollen Tod bedeutet. Zudem sind Plastikhäuser nicht luftdurchlässig und somit nicht „atmungsaktiv“.
Ein mäusegerecht eingerichteter Käfig enthält:
  • pro Maus einen Unterschlupf (Holzhäuschen, Weidenbrücke, Kokosnest, Strohkugel (ohne Draht) )
  • Kletterspielzeug aus Holz (sehr oft wird man in den Vogelabteilungen der Zoohandlungen fündig), z. B. Holzröhren mit Löchern, die man senkrecht aufstellen kann oder aber auch in den Käfig legen kann, Holzklettergerüste oder -spielplätze (Vogelabteilung), Holztürmchen und Holztunnel
  • Sisalseil, z. B. geflochten und durch den Käfig gespannt (kein Muss, aber von den Mäusen immer wieder gern genommen.)
  • Eckklos aus Keramik, gefüllt mit Chinchillasand (normaler Vogelsand enthält Anis und Muschelgrit und ist ungeeignet, da giftig und scharfe Splitter enthaltend). Manche Mäuse lernen es, das Klo tatsächlich als Klo zu benutzen (zumindest fürs „kleine Geschäft“), andere lernen es nie und benutzen das Klo als Buddelkiste – aber Hauptsache, sie haben Spaß
  • mausgerechtes Laufrad (siehe Laufrad)
  • bei der sonstigen Einrichtung des Käfigs sind der Phantasie des Halters keine Grenzen gesetzt, sofern es sich um unbedenkliche Materialien handelt. Pappröhren (Klorollen/Küchenpapierrollen) eignen sich z. B. ebenfalls hervorragend als Tunnel; unbedruckte Pappkartons kann man zu Häuschen umfunktionieren; Klopapierhäuschen (Luftballon mit nassem Klopapier umwickeln, trocknen lassen, Luftballon entfernen) sind ebenfalls beliebt…
Laufrad
Ein mausgerechtes Laufrad sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:
  • Mindestdurchmesser (!!) 25 cm
  • eine geschlossene Lauffläche (also keine Gitterstäbe)
  • eine geschlossene Seite
  • kein Plastik (Ausnahme Wodent Wheel, s. u.)
  • kein Schereneffekt (Maus kann sich beim Ein‐ oder Ausstieg den Schwanz oder Gliedmaßen abklemmen oder einquetschen)
Geeignete Laufräder sind unter anderem:
  • Wodent Wheel
    Durchmesser 27 cm
    Dieses ist aus speziellem, nicht splitterndem Plastik und u. a. erhältlich bei Rodipet.
  • Rodipet Holzlaufrad
    Durchmesser 25 cm
    Hier empfiehlt es sich, das Laufrad mit Sabberlack/Spielzeuglack (DIN‐EN 71–3, erhältlich in jedem Baumarkt) drei bis vier Mal von innen zu lackieren, da sich sonst allmählich unangenehmer Uringeruch breitmacht.
Gruppengröße
Da Farbmäuse Rudeltiere sind, sollten sie auf keinen Fall allein gehalten werden, sondern brauchen mindestens einen Artgenossen. Da aber auch zwei Mäuse noch kein Rudel sind, empfiehlt sich für Anfänger eine Gruppe aus vier Weibchen (oder drei Weibchen und einem Kastraten). Je mehr Mäuschen in der Gruppe sind, desto aktiver ist das Rudel in der Regel, und desto öfter bekommt der Halter auch mal ein Mäuschen zu Gesicht. Die «ideale» Gruppengröße lässt sich schwer festlegen. Unserer Erfahrung nach fängt ein richtiges Rudelleben erst ab einer Gruppengröße von mindestens vier Tieren an. Gruppen ab ca. 16 oder mehr Mäusen werden hingegen schnell unübersichtlich, vor allem, wenn man mehrere Mäuse mit der gleichen Fellfarbe hat. Das kann dann problematisch werden, wenn eine Maus erkrankt, denn erstens fällt das in einem großen Rudel trotz regelmäßiger Kontrolle möglicherweise nicht so schnell auf, und zweitens muss man dann auch ggf. zur täglichen Behandlung jeweils die richtige Maus «wiederfinden».


Gruppenzusammensetzung
Die Haltung reiner Weibchengruppen ist bei Farbmäusen relativ unkompliziert. Gelegentliche «Zickereien» kommen vor, führen aber nur sehr selten zu ernsthafteren Verletzungen. Auch die Vergesellschaftung von Weibchen mit Weibchen funktioniert in der Regel recht gut. Die Haltung reiner Böckchengruppen (unkastriert) ist hingegen überhaupt nicht zu empfehlen, da Farbmausböcke ein stark ausgeprägtes Revierverhalten haben und sich selbst Brüder irgendwann böse zerstreiten und schlimmstenfalls sogar totbeißen. Daher wird dringend zur Kastration der Böcke geraten – dann können sie entweder
  • als reine Kastratengruppe gehalten werden. Deren Haltung ist ähnlich unkompliziert wie die Haltung reiner Weibchengruppen. Eine Vergesellschaftung von Kastraten mit Kastraten ist jedoch weiterhin ein Risiko und sollte bestenfalls mit «Langzeit‐Kastraten» (mindestens sechs Monate kastriert) geschehen, wobei auch da nicht garantiert werden kann, dass sich die Tiere verstehen. Erfahrene Mäusehalter, die auch schon Vergesellschaftungs‐Erfahrungen haben, können es auch mit kürzer kastrierten Kerlchen probieren; inzwischen geht die Tendenz dahin, dass die Mäuse auch nach kürzeren Zeiträumen schon miteinander vergesellschaftet werden können, jedoch ist das keinesfalls etwas für Mäuse‐Anfänger.
  • oder als gemischte Gruppe mit Weibchen gehalten werden (frühestens vier Wochen nach der Kastration, um sicherzugehen, dass nicht doch noch unerwünschter Nachwuchs entsteht). Es wäre schön, wenn in einer gemischten Gruppe mindestens genauso viele Weibchen wie Kastraten vorhanden wären, lieber mehr Weibchen, da die Kastraten trotz Kastration gern noch ihre nicht mehr vorhandene Männlichkeit unter Beweis stellen möchten und das in einer Gruppe mit Kastratenüberschuss für die Weibchen auf Dauer recht anstrengend werden könnte. Inzwischen ist man jedoch auch zu der Ansicht gelangt, dass auch eine Gruppe, in der Kastraten in der Überzahl sind, harmonisch miteinander leben kann. Weibchen/Kastraten‐Gruppen sind in der Regel die unkomplizierteste Konstellation, da Kastraten oftmals Ruhe in zickige Weibchengruppen bringen können. Auch die Vergesellschaftung von Kastraten mit Weibchen funktioniert in den meisten Fällen problemlos.
Zähmen?
Farbmäuse sind eher Beobachtungstiere und keinesfalls Kuscheltiere. Dennoch spricht nichts dagegen, dass man sich mit den Tieren beschäftigt und versucht, ihr Zutrauen zu gewinnen. Wichtig dabei ist, dass die Mäuse nicht gezwungen werden, sondern selbst entscheiden können, wie weit sie sich auf „ihren“ Menschen einlassen. Wie zutraulich die einzelne Maus wird, ist letztendlich auch eine Charakterfrage – einige werden sehr zahm und klettern gern auf «ihrem» Menschen herum – andere beschränken sich darauf, sich mal ein Leckerchen abzuholen, und wieder andere bleiben zeitlebens etwas scheuere Gesellen. Das sollte man dann auch so akzeptieren.
Um die Mäuse an sich zu gewöhnen, kann man folgendermaßen vorgehen:
  • Sind die Mäuse neu eingezogen, lässt man sie am besten in den ersten Tagen weitgehend in Ruhe, damit sie sich an ihr neues Zuhause, neue Gerüche, neue Geräusche gewöhnen können.
  • Danach kann man damit beginnen, sich eine Weile vor den Käfig zu stellen, die Mäuse zu beobachten und leise mit ihnen zu reden, sodass sie sich an die Stimme «ihres» Menschen gewöhnen. (Mancher setzt sich mit einem Buch vor den Käfig und liest den Mäuschen etwas vor – das mag zwar ein bisschen verrückt klingen, ist aber sicher gar keine verkehrte Idee…)
  • Als nächsten Schritt kann man eine Hand in den Käfig legen, am besten mit einem Leckerchen (z. B. Kürbiskern, Sonnenblumenkern). Das erfordert unter Umständen ein wenig Geduld, aber irgendwann wird die erste neugierige Maus kommen und die Hand beschnuppern. Ganz mutige Mäuschen schnappen sich vielleicht das Leckerchen und verschwinden dann schnell, um es in Ruhe zu verputzen. Allmählich gewöhnen sich die Mäuse so daran, dass die Hand ihnen nichts Böses will und werden evtl. mutiger. Sie fressen das Leckerchen dann evtl. sogar auf der Hand und/oder versuchen, von der Hand auf den Arm zu klettern, krabbeln vielleicht auch in den Ärmel und beginnen so, «ihren» Menschen zu erkunden.
Je nach Charakter der Mäuschen dauert es unterschiedlich lange, bis man ihr Vertrauen gewonnen hat – also nicht gleich aufgeben, manche Maus braucht unter Umständen mehrere Wochen oder gar Monate. Letztendlich wäre es schön, wenn man die Mäuse wenigstens so «zahm» bekäme, dass sie keine Angst vor der Hand im Käfig haben. Das ist auch wichtig, falls mal eine Maus erkrankt und mit Medikamenten behandelt werden muss.

Auslauf?
Viele Mäusehalter möchten ihren Tieren gern etwas Gutes tun und ihnen zusätzliche Auslauffläche anbieten. Sie gestalten liebevoll einen Auslauf und setzen die Mäuse dann dort hinein, um ihnen beim Spielen zuzusehen. Leider ist genau das keine gute Idee, denn Farbmäuse sind sehr revierbezogen. Sie fühlen sich am wohlsten in ihren eigenen „vier Wänden“. In einen Auslauf gesetzt zu werden, ist für sie großer Stress, und das vermeintlich muntere „Spielen“ ist in Wirklichkeit die mehr oder weniger panische Erkundung des unbekannten Terrains und die Suche nach einem geeigneten Versteck. Da die Mäuschen auch kein sonderlich gutes Gedächtnis haben und sich Markierungsgerüche im Auslauf auch recht schnell wieder verflüchtigen, beginnt dieser Stress für die Mäuse also jedes Mal aufs Neue, wenn sie in den Auslauf gesetzt werden.

Wer trotzdem nicht auf den Auslauf für seine Mäuschen verzichten möchte, der sollte den Auslauf so gestalten, dass die Mäuse selbst entscheiden können, ob sie aus dem Käfig in den Auslauf gehen oder nicht. Der Auslauf sollte also mit dem Käfig verbunden sein (z. B. über mehrere Pappröhren, die aus dem Käfig auf einen Tisch führen, oder ein abgegrenztes Stück direkt vor dem Käfig, sodass man die Käfigtür einfach öffnen kann und die Mäuse in den Auslauf klettern können.) Wichtig ist, dass der Auslauf absolut ausbruchsicher gestaltet ist, dass keine Verletzungsgefahren bestehen und dass Dinge, die gern angenagt werden (z. B. Kabel, giftige Pflanzen), sich nicht innerhalb des Auslaufes befinden. Sicherheitshalber sollte man die Mäuse auch nicht unbeaufsichtigt laufen lassen.

Bei diesem freiwilligen Auslauf wird auch wieder deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen Mäusecharaktere sind. Vorwitzigere, neugierigere und mutigere Mäuse werden die Gelegenheit zum Auslauf sicher gern und ausgiebig nutzen. Andere Mäuschen werden nur kurz gucken kommen und schnell wieder in den Käfig huschen. Wieder andere werden es vorziehen, den sicheren Käfig lieber gar nicht erst zu verlassen. Das sollte man so akzeptieren und keine Maus zu ihrem «Glück» zwingen.
 
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